Test Monitor NEC PA301W-BK
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Das erweiterte Menü/OSD

Nachfolgend werden wir auf die wichtigsten Funktionen des erweiterten Menüs eingehen, da erst so das volle Potential des NEC PA301W genutzt werden kann.

Menüpunkt 1

Der wichtigste Menüpunkt steht dem Benutzer im erweiterten Menü gleich an erster Stelle zur Verfügung. Für den gewählten Bildmodus kann der Weißpunkt angepasst werden. Die Eingabe erfolgt in Normfarbwertanteilen (d.h. einer Positionierung auf der CIE-Normfarbtafel). Die ebenfalls mögliche Auswahl in Kelvin gibt die Normfarbwertanteile eines schwarzen Strahlers mit der entsprechenden Temperatur wieder, d.h. man liegt damit auf der Blackbodykurve. Wie gut Vorgabe und Realität übereinstimmen, werden wir im Verlauf des Tests noch ausführlich ermitteln.

Die Gradation kann über einen sehr flexiblen Gamma-Regler verändert werden. Neben Zahlwerten ist auch eine sRGB- und sogar L*-Gradation per Auswahl möglich. Angesichts der leistungsfähigen Elektronik ist das sehr sinnvoll und sollte für die meisten Kalibrationsziele völlig ausreichend sein. Die Lücke zwischen Hard- und Softwarekalibrierung dürfte damit sehr gering ausfallen. Eine individuelle Gradation kann mit den Einstellungen im OSD nicht erzeugt werden. Mit einer vernünftigen Anzahl an Stützstellen wäre das hier aber auch kaum vernünftig umzusetzen.

Die Farbraumemulation des NEC PA301W wird durch die Vorgabe der gewünschten Normfarbwertanteile für die Primärfarben realisiert. Eine Auswahl des sRGB-Bildmodus setzt das Ziel beispielsweise auf die relativ zu D65 als Weißpunkt definierten Werte. In diesem Zusammenhang muss man bei der Auswahl des gewünschten Emulationsziels etwas aufpassen. Wir werden darauf noch an späterer Stelle detailliert eingehen. Die Beschränkung auf die Festlegung von Weißpunkt und Primärfarbpositionen als Normfarbwertanteile ist ausreichend, weil sich die Helligkeitskomponente bei unterstellter Linearität implizit ergibt.

Schließlich wurde in diesem Menüpunkt auch die Steuerung der Kompensationsschaltung für die Bildhomogenität platziert. Über den „UNIFORMITY“-Regler kann „ColorComp“ in 5 Stufen zugeschaltet oder ganz deaktiviert werden.

Nec Pa301w Bk Monitor Osd8
Menüpunkt 1

Menüpunkt 2

Neben bereits aus dem Standard-Menü bekannten Optionen, können über diesen Menüpunkt u.a. die Overdrive-Schaltung und der Umgebungslichtsensor gesteuert werden. Die „METAMERISM“-Option sollte, wenngleich sie standardmäßig aktiviert ist, i.d.R. ausgeschaltet werden. Wir werden die Auswirkungen der Funktion später genauer beschreiben.

Nec Pa301w Bk Monitor Osd9
Menüpunkt 2

Menüpunkt 5

Über die Option „EXPANSION“ kann das Interpolationsverhalten beeinflusst werden. Mit der Auswahl „CUSTOM“ ist eine individuelle Anpassung möglich. Die hier hinterlegten Werte werden auch für die entsprechende Auswahl im Standard-Menü übernommen.

Nec Pa301w Bk Monitor Osd10
Menüpunkt 5 

Screenmanager

Dem NEC PA301W liegt keine Screenmanager-Software bei. Über die Homepage von NEC kann der Nutzer kostenlos die Software „MultiProfiler“ herunterladen. Sie erlaubt die Anpassung wichtiger Parameter und ist besonders für die Steuerung der Farbraumemulation geeignet.

Bildqualität

Das P-IPS Panel des NEC PA301W unterscheidet sich nicht von der in diversen Bildschirmen verwendeten H-IPS Variante von LG (LM300WQ5). Die einzige Abweichung zu einigen älteren Bildschirmen dürfte das nun panelinterne FRC-Dithering sein, mit dem sich das Panel für die Elektronik als 10bit fähig präsentiert. Die Anzeige erfolgt weiter mit 8bit pro Kanal. Für den Benutzer ist die konkrete Positionierung der FRC-Dithering-Stufe transparent: Unschöne Tonwertverluste werden im Zusammenspiel mit der potenten Elektronik in jedem Fall vermieden. Über den DisplayPort-Eingang profitiert man auch vom erhöhten Tonwertumfang von Signalen mit 10bit pro Kanal. Die Negativeffekte des FRC-Dithering fallen beim NEC PA301W nur gering aus: Erst bei geringem Abstand ist ein minimales Rauschen in dunklen Tonwerten festzustellen. Deutliche spatiale Muster bleiben aus.

Mit der 14bit 3D-LUT und einer internen Rechengenauigkeit von 16bit pro Kanal erwarten wir uns, unabhängig von den getroffenen OSD-Einstellungen, keine sichtbaren Tonwertverluste. Gleiches sollte für den Zustand nach der Softwarekalibrierung gelten: Die umfangreichen Bordmitteln lassen, sofern der Bildschirm sich neutral verhält, auf nur sehr geringe Korrekturen über die Grafikkarten-LUT hoffen.

Nec Pa301w Bk Monitor Grauverlauf
Testbild um Grauverläufe zu überprüfen.

Tatsächlich können wir in keinem Szenario unschönes Banding in Farb- und Grauverläufen ausmachen. Der NEC PA301W präsentiert ein stets einwandfreies Bild. Das gilt selbst nach der Kalibrierung mit einer L*-Gradation. Sie kann direkt über das OSD ausgewählt werden und wird auch sehr exakt (siehe die Ergebnisse der farbmetrischen Tests) erreicht. Eine Softwarekalibrierung ist damit im Ergebnis kaum bis gar nicht schlechter als eine Hardwarekalibrierung über SpectraView II.

Tonwerte sind in der Werkseinstellung (Gamma 2.2) ab der zweiten Stufe sichtbar. Am anderen Ende des Helligkeitsspektrums sind nur die zwei letzten Tonwerte nicht mehr differenzierbar. Mit der sRGB-Gradation werden Tonwerte ab der ersten Stufe sichtbar (die Testbilder werden ohne Farbmanagement angezeigt).

Nec Pa301w Bk Monitor Kontrast
Die Differenzierung heller und dunkler Graustufen wurde mittels entsprechender Testbilder überprüft.

Die Ausleuchtung ist nicht ganz perfekt aber dennoch gut. Es kommt nur zu leichten Aufhellungen im oberen Bereich, die aber im normalen Betrieb kaum stören. Unschöne Wolkenbildungen treten nicht auf.

Nec Pa301w Bk Monitor Ausleuchtung1
Nec Pa301w Bk Monitor Ausleuchtung2
Ausleuchtung des Monitors bei kurzer Belichtungszeit (links) und langer Belichtungszeit (rechts).

Der Schwarzpunkt liegt in der Werkseinstellung (Bildmodus: High Bright, Weißpunkt: Nativ, ColorComp: Aus) bei 0,24 cd/m². Die Helligkeit erreicht knapp 219 cd/m². Das entspricht einem Kontrastverhältnis von gut 900:1 und ist etwa im Bereich der Werksangabe von maximal 1000:1. Da wir mit nativem Weißpunkt, hoher Leuchtdichte und deaktiviertem ColorComp (NECs Kompensationsschaltung zur Verbesserung der Bildhomogenität ) gemessen haben, sind weitere Steigerungen nicht zu erwarten. Für einen Bildschirm mit EBV-Ausrichtung und IPS-Panel ist der erreichte Wert aber bereits sehr gut. Der NEC PA301W liegt hier auf dem Niveau des etwas kleineren PA271W.

Die Spannbreite der Helligkeitseinstellung ist sehr hoch, allerdings wird nicht der gesamte Bereich von der Hintergrundbeleuchtung abgedeckt. Ohne ColorComp wird sie ab etwa 135 cd/m² nicht mehr stärker gedimmt. Weitere Absenkungen bis auf etwa 39 cd/m² reduzieren dann nur noch den Weißpegel. Der Schwarzwert (0,15 cd/m²) bleibt entsprechend unverändert und das Kontrastverhältnis sinkt auf minimal knapp 280:1. Der NEC PA301W ist in seinem Verhalten hier gut mit dem Eizo CG303W vergleichbar, sofern man berücksichtigt, dass der „DUE“ (Eizos Variante von ColorComp) nicht abgeschaltet werden kann und die Helligkeit nicht über den Weißpegel weiter reduziert wird.

Die maximale Helligkeit (Farbtemperatur: nativ) ermitteln wird mit rund 397 cd/m². Damit wird die Werksangabe von 360 cd/m² überschritten. Die Vorgabe in cd/m² korreliert dennoch stets gut mit der tatsächlichen Leuchtdichte. Mögliche Einstellungen reichen bis 400 cd/m². Auch mit ColorComp stimmen Soll- und Istwerte überein. Im Bedarfsfall wird die Funktion schrittweise zurückgefahren. Das ist notwendig, da NECs Kompensationsschaltung zwangsweise den Weißpegel reduziert. Leider wird in diesem Fall die tatsächlich anliegende Stufe (0-5) nicht im OSD angezeigt. Die Zahl färbt sich lediglich magenta.

Ein Weißpunkt von 6500K führt zu einer Reduzierung der maximalen Helligkeit auf etwa 383 cd/m². Bei 5000K verbleiben knapp 366 cd/m². Das ist völlig normal. Da nur bei einer RGB-LED Hintergrundbeleuchtung der Weißpunkt direkt über die Hintergrundbeleuchtung angepasst werden kann, sinkt bei Variationen über das Panel auch der Kontrast.

Die beiden Grafiken unten zeigen das Verhalten von Helligkeit und Schwarzpunkt (deren Quotient das Kontrastverhältnis definiert) für ausgeschaltetes und maximal aktiviertes ColorComp (Stufe 5). Gut zu erkennen ist die Schrittweise Verringerung der Kompensationsschaltung mit steigender Helligkeit.

Nec Pa301w Bk Monitor Kontrastverlauf Cc0
Nec Pa301w Bk Monitor Kontrastverlauf Cc5
Helligkeits- und Kontrastverlauf des NEC PA301W (links: ColorComp aus, rechts: ColorComp Stufe 5).

Denis Freund

... ist seit 2008 dabei und hat Medieninformatik sowie Druck-/ Medientechnik studiert. Es ist für die Bereiche Farbmesstechnik, -metrik und -management zuständig und entwickelte die PRAD-Test-Software. Nach wie vor verfasst er Testberichte über Grafik-Monitore.

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