Farbraum-Emulationen
Farbraum-Emulationen dienen dazu, den Farbraum des Monitors auf einen gewünschten Zielfarbraum zu begrenzen. Das ist immer dann notwendig, wenn eine genaue Farbwiedergabe gefordert ist, aber die verwendeten Anwendungen bzw. Signalquellen kein Farbmanagement unterstützen. Das wären z. B. Office-Anwendungen, die meisten Internetbrowser oder externe Signalquallen wie BD-Player.
Mit den Werks-Presets für sRGB und Adobe RGB bringt der VP2785-4K praktisch bereits zwei Farbraum-Emulationen ab Werk mit. Wir haben im Folgenden getestet, ob sich diese mit Hilfe von Color Navigator noch einmal verbessern lassen.
Vergleich der sRGB-Emulation mit sRGB
Die eigene Kalibration verbessert das Ergebnis insgesamt. Vor allem die Range bei der Graubalance verbessert sich von „Zufriedenstellend“ auf „Gut“. Sie bleibt dennoch bestimmend für das Gesamtergebnis.
Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF Datei heruntergeladen werden.
Vergleich der Adobe-RGB-Emulation mit Adobe RGB
Auch die Emulation auf Adobe RGB erzielt etwas bessere Messwerte, ohne jedoch die Gesamtwertung zu erhöhen. Im Vergleich zu den Werks-Presets ist man bei der Emulation auf jeden Fall frei bei der Wahl der Zielhelligkeit.
Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF Datei heruntergeladen werden.
Selbstverständlich können hier auch praktisch beliebig andere Farbraumziele verwendet werden. Alle getesteten Farbraumtransformationen wurden wunschgemäß umgesetzt. Das ermöglicht eine definierte Darstellung auch abseits von Abläufen auf Basis von ICC-Profilen.
Als Weißpunkt haben wir in beiden Fällen D65 verwendet. Nicht nur, weil es der Norm entspricht, sondern auch zugunsten des ViewSonic, weil es vermutlich recht nahe bei der „nativen“ Farbtemperatur des Gerätes liegt. Während man bei einem Grafikmonitor von EIZO das Gefühl hat, den Farbraum des Monitors in seinen nativen Farbraumgrenzen praktisch beliebig modellieren zu können, hatten wir diesen Eindruck beim ViewSonic nämlich nicht.
Reaktionsverhalten
Den ViewSonic VP2785-4K haben wir in nativer Auflösung bei 60 Hz am DisplayPort untersucht. Der Monitor wurde für die Messung auf die Werkseinstellung zurückgesetzt.
Bildaufbauzeit und Beschleunigungsverhalten
Die Bildaufbauzeit ermitteln wir für den Schwarz-Weiß-Wechsel und den besten Grau-zu-Grau-Wechsel. Zusätzlich nennen wir den Durchschnittswert für unsere 15 Messpunkte.
Der Messwert CtC (Color to Color) geht über die herkömmlichen Messungen von reinen Helligkeitssprüngen hinaus – schließlich sieht man am Bildschirm auch in aller Regel ein farbiges Bild. Bei dieser Messung wird deshalb die längste Zeitspanne gemessen, die der Monitor benötigt, um von einer Mischfarbe auf die andere zu wechseln und seine Helligkeit zu stabilisieren. Verwendet werden die Mischfarben Cyan, Magenta und Gelb – jeweils mit 50 % Signalhelligkeit. Beim CtC-Farbwechsel schalten also nicht alle drei Subpixel eines Bildpunktes gleich, sondern es werden unterschiedliche Anstiegs- und Ausschwingzeiten miteinander kombiniert.
Im Datenblatt wird eine Reaktionszeit von 5 ms für GtG genannt. Eine Beschleunigungsoption (Overdrive) ist vorhanden. Hier gibt es die Stellungen „Standard“, „Erweitert“ und „Ultraschnell“. Als Standardwert ist „Erweitert“ voreingestellt.
Das Schaltzeitendiagramm zeigt unter anderem, wie sich verschiedene Helligkeitssprünge addieren, wie schnell der Monitor in der Werkseinstellung im besten Fall reagiert und von welcher mittleren Reaktionszeit ausgegangen werden kann.
60 Hz, Overdrive „Standard“
In der Einstellung „Standard“ messen wir den Schwarz-Weiß-Wechsel mit 16 ms und den schnellsten Grauwechsel mit 14,1 ms. Der Durchschnittswert für unsere 15 Messpunkte beträgt 22 ms, und der CtC-Wert wird mit 16,6 ms ermittelt.
Überschwinger sind keine zu beobachten, die Abstimmung ist völlig neutral. In dieser Einstellung werden die Reaktionszeiten nicht gekürzt. Die Übersetzung sollte wohl besser „Aus“ lauten.
60 Hz, Overdrive „Erweitert“
In der Einstellung „Erweitert“ bei 60 Hz werden die Schaltzeiten schon effektiv verkürzt, wir messen den Schwarz-Weiß-Wechsel mit 12,6 ms und den schnellsten Grauwechsel mit 9,8 ms. Der Durchschnittswert für unsere 15 Messpunkte beträgt 16,3 ms. Ein CtC-Wert von 9,6 ms ist bereits recht ordentlich.
In der Overdrive-Stellung „Erweitert“ sind dennoch kaum Überschwinger auszumachen, und die Abstimmung ist nach wie vor sehr neutral.
60 Hz, Overdrive „Ultraschnell“
In der höchsten Stellung „Ultraschnell“ bei 60 Hz messen wir den Schwarz-Weiß-Wechsel mit 12 ms und den schnellsten Grauwechsel mit 10,8 ms. Der Durchschnittswert für unsere 15 Messpunkte beträgt 14,1 ms. Der CtC-Wert ändert sich praktisch nicht mehr.
Selbst in der Overdrive-Stellung „Ultraschnell“ bleiben die Überschwinger minimal, und es entstehen nahezu keine Qualitätsverluste. Wir empfehlen daher, den ViewSonic generell in der Einstellung „Ultraschnell“ zu betreiben, um die Reaktionszeit zu verringern.
Netzdiagramme
In den folgenden Netzdiagrammen sehen Sie alle Messwerte zu den unterschiedlichen Helligkeitssprüngen unserer Messungen im Überblick. Im Idealfall würden sich die grünen und die roten Linien eng am Zentrum befinden. Jede Achse repräsentiert einen in dem Pegel und der Dynamik definierten Helligkeitssprung des Monitors, gemessen über Lichtsensor und Oszilloskop.
Latenzzeit
Die Latenz ist ein wichtiger Wert für Spieler, wir ermitteln sie als Summe der Signalverzögerungszeit und der halben mittleren Bildwechselzeit. Letztere ist beim ViewSonic mit 7,1 ms zwar recht spieletauglich, das wird aber durch den hohen Input-Lag von 22,4 ms revidiert. Insgesamt macht das recht gemächliche 29,5 ms.
Zur erwähnen ist hier vielleicht noch, dass der VP2785-4K getrennte Regler für Reaktionszeit und „Low Input Lag“ besitzt. Der „Low Input Lag“ ist ab Werk aber bereits auf der höchsten Stufe „Ultraschnell“ eingestellt.
Alternative Messung der Latenz
Zur Messung der Bildverzögerung (Input-Lag) von Monitoren gibt es verschiedene Ansätze, weshalb sich nicht nur Testergebnisse und Herstellerangaben unterscheiden, sondern auch die Werte bei verschiedenen Publikationen. Zudem nennen Hersteller selten einen Wert für die Signalverzögerungszeit, und wenn doch, ist in der Regel nicht erkennbar, wie diese Messungen durchgeführt wurden.
PRAD verfolgt nach dem jüngsten Update der Testmethoden derzeit zwei verschiedene Ansätze. Zum einen setzen wir das nur etwas mehr als 100 Euro teure Messgerät von Leo Bodnar ein. Hierbei handelt es sich um ein vollintegriertes Messgerät mit Signalgenerator und Sensor, bei dem der Wert schnell vom Bildschirm abgelesen werden kann. Da die Lag-Zeit von der Messposition auf dem Bildschirm abhängig ist, können Sie alle drei Werte (oben, Mitte, unten) dem Diagramm entnehmen. Als Richtwert für die Latenz sollte der mittlere Wert herangezogen werden.
Für den Anwender sind diese Werte aber mitunter nicht aussagekräftig, da sich in Kombination mit Grafikkarten, Treibern, Chroma-Subsampling sowie der verwendeten Auflösung und Framerate unterschiedliche Lag-Zeiten zugunsten oder zuungunsten des Monitors ergeben können. Zudem können die Messungen mit dem „Leo Bodnar LAG Tester“ nur am HDMI-Eingang bei 1080p@60 Hz durchgeführt werden.
Die von uns angewendete Methode verfolgt daher einen anderen Ansatz. Dort messen wir die Verzögerung zwischen Bild und Ton (Audio-Ausgang der Soundkarte im Vergleich zum Signal des Lichtsensors am Monitor). Dies geschieht in der Regel am DisplayPort unter Einstellung der nativen Auflösung und bei höchster Bildfrequenz in der Bildschirmmitte.
Die real erlebte Bildverzögerung ist deshalb von oben erwähnten Faktoren (und weiteren wie DirectX) abhängig und sollte im Wertebereich zwischen Leo Bodnar und der PRAD-Messmethode liegen.
Backlight
Das Hintergrundlicht des Monitors wird nicht durch Pulsbreitenmodulation (PWM) reduziert. Deshalb entstehen auch keine Unterbrechungen im Lichtstrom (Flackern), und der Monitor ist auch bei reduzierter Helligkeit für längere Sessions geeignet.
Subjektive Beurteilung
Der ViewSonic VP2785-4K hat als Grafikmonitor einen klar definierten Fokus. Daher kann man von ihm auch keine speziellen Spielefähigkeiten erwarten. Für reaktionsschnelle Titel ist er vor allem aufgrund seines hohen Input-Lags sicher nicht die erste Wahl. Ansonsten steht einem gelegentlichen Spielchen nichts im Weg.
Im Bereich Büro- und Bildbearbeitung sind auf jeden Fall keinerlei Einschränkungen durch Input-Lag oder Reaktionszeiten zu erkennen.
Sound
Eingebaute Lautsprecher besitzt der ViewSonic VP2785-4K nicht, kann aber Tonsignale via HDMI oder DisplayPort entgegennehmen und über seinen analogen Audio-Ausgang (3,5-mm-Klinke) an Kopfhörer oder externe Lautsprecher weiterreichen.