Reaktionsverhalten
Das Reaktionsverhalten eines Monitors wird im Wesentlichen von den Schaltzeiten, dem Beschleunigungsverhalten und der Latenzzeit bestimmt.
Leider steht unser Messaufbau aus Fotosensoren und Oszilloskop derzeit nicht für die Überprüfung von LCD-TVs zur Verfügung. Wir müssen daher vorerst auf eine rein visuelle Beurteilung (unterstützt u.a. durch Testläufe mit „PixPerAn“) zurückgreifen. Zur ungefähren Ermittlung des Input-Lag verwenden wir das Tool SMTT im Parallelbetrieb mit einem CRT.
Der LG 47LW650S zeigt sich bereits ohne Zuschaltung der Zwischenbildberechnung von seiner schnellen Seite. Sichtbare Overdrive-Artefakte bleiben aus, d.h. es kommt nicht zu Ghosting- oder Corona-Effekten. Der synthetische „PixPerAn“-Lesbarkeitstest erlaubt bis etwa Stufe 10 konsistent korrekte Ergebnisse bei der Eingabe. Eine Bildreihe, aufgenommen mit geringer Belichtungszeit, liefert die Erklärung für das gute Ergebnis ohne aggressive Overdrive-Implementierung: Auch mit komplett ausgeschalteter Zwischenbildberechnung ist eine „Scanning-Backlight“-Umsetzung aktiv. Wir können keine negativen Auswirkungen dieses Ansatzes feststellen.
Die Zwischenbildberechnung („TruMotion“) unterscheidet zwischen einer Verringerung der Bewegungsunschärfe („De-Blur“) und einer künstlichen Erhöhung der zeitlichen Auflösung („De-Judder“). Mit hohen Einstellwerten für „De-Blur“ wird die Bewegungsunschärfe tatsächlich sichtbar reduziert. Den „PixPerAn“-Lesbarkeitstest können wir nun erfolgreich bis etwa Stufe 14 absolvieren. Auch beim Einsatz von Realweltmaterial verbessert sich die Darstellung schneller Bewegungen weiter.
Insgesamt zeigt der LG 47LW650S ein gutes Reaktionsverhalten, wenngleich es noch ein Stück unter den Möglichkeiten optimaler Implementierungen liegt.
Deutlich problematischer ist der hohe Input-Lag. Gleich beim ersten Anschluss des Bildschirms an den Computer fiel die deutliche Verzögerung, unabhängig von der Zwischenbildberechnung, auf. Schon die Bedienung einer GUI ist unangenehm. Schnelle Spiele zunächst fast unmöglich. Auch der Bildmodus „Game“ ändert daran fast nichts.
Mit SMTT ermitteln wir einen Input-Lag von rund 140 ms. Das entspricht etwa 8 Bildern pro Sekunde bei einer Zuspielung in 60Hz. Die Zwischenbildberechnung führt zu keinen dramatischen Verschiebungen nach oben. Nach Zuweisung des Labels „PC“ für den aktiven HDMI-Eingang verringert sich die Verzögerung stark.
Wir messen nun einen Input-Lag von etwa 60 ms, entsprechend zwischen 3 und 4 Bildern pro Sekunde bei einer Zuspielung in 60Hz. Offenbar wird in dieser Einstellung das Postprocessing stark eingeschränkt. Auch wenn die Steuerung im direkten Vergleich nun viel direkter gelingt, bleibt die Verzögerung vergleichsweise hoch. Gleichzeitig stehen nun weniger Bildoptionen zur Verfügung.
Skalierung
Der Scaler des LG 47LW650S arbeitet ordentlich. SD-Inhalte werden ansehnlich aufbereitet. An die Qualität dedizierter Videoprozessoren reicht das Ergebnis nicht heran. Das war allerdings auch nicht zu erwarten.
Die Schärfeeinstellung führt zu einfachem Edge-Enhancement, d.h. es kommt schnell zu sichtbarem Ringing (Doppelkonturen). Mit der Mittelstellung (50) erreicht man ein weitestgehend neutrales Ergebnis. Im „PC-Modus“, d.h. mit entsprechend zugewiesenem Label, ist der Schärferegler in Mittelstellung fixiert. Trotzdem treten nun, auch bei pixelgenauer Anzeige, minimal stärkere Doppelkonturen auf. Generell scheint sich das Postprocessing nie völlig abschalten zu lassen.
Für den normalen Einsatz stellt das keine ernsthafte Einschränkung dar, weil wohl niemand Sichtabstände kleiner 50 cm nutzen wird. Die nachfolgende Bildreihe demonstriert die Auswirkungen des Schärfereglers bei einer SD-Zuspielung (480i60). Der DVD-Player von Oppo ist in der Lage, das Signal „pur“ auszugeben.
Der Overscan liegt mit etwa zwei Prozent im üblichen Bereich. Mit der Einstellung „Just Scan“ (720p/ 1080i/ 1080p) erfolgt die Darstellung ohne Verschnitt und für Signale mit 1080 Zeilen pixelgenau.
Während einer Zuspielung von SD-Inhalten per HDMI stehen folgende Skalierungsoptionen zur Verfügung:
HD-Inhalte aktivieren zusätzlich die bereits beschriebene „Just Scan“ Funktion. Mit den angebotenen Optionen kann der Benutzer flexibel auf das Seitenverhältnis des zugespielten Materials reagieren. Die Einstellung „Cinema Zoom“ erlaubt z.B. eine Darstellung von Letterboxed-Material ohne umlaufenden Trauerrand.
Signal | Unverzerrte Wiedergabe |
SD (16:9 – anamorph) | Ja |
SD (4:3) | Ja |
HD (1080p) | Ja (auch pixelgenau/ ohne Overscan) |
HD (720p) | Ja (auch ohne Overscan) |
Leider sind die Skalierungsfunktionen bei Nutzung des integrierten Mediaplayers deutlich abgespeckt. Es stehen lediglich die Auswahlmöglichkeiten „Full“ und „Original“ zur Verfügung. Damit ist beispielsweise die Wiedergabe von SD 4:3 Inhalten nicht sinnvoll möglich.