Profilgenauigkeit
Im kalibrierten Zustand überprüfen wir zunächst die Profilgenauigkeit. Wir beschränken uns dabei nachfolgend auf das Monitorprofil, das im Rahmen der Kalibrierung auf die sRGB-Empfehlungen bezgl. Weißpunkt und Gradation erstellt wurde. Nach Kalibrierung und Profilierung wurde aus der verwendeten Software heraus ein Profiltest durchgeführt, der den Ist-Zustand des Monitors mit den Transformationen vergleicht, die sich aus dem Monitorprofil ergeben. Die Referenzwerte leiten sich entsprechend aus dem Monitorprofil ab.
Profilgenauigkeit | Ziel | Erreicht |
Weißpunkt / CCT Kelvin | 6478 | 6436 |
Weißpunkt XYZ (normalisiert) | 94.94 100.00 108.31 | 94.61 100.00 107.06 |
DeltaE zum Zielweißpunkt | 0,40 | 0,96 |
DeltaE zur Blackbodykurve* | 0,17 | 0,87 |
Helligkeit / cd/m² | 141,8 | 141,5 |
Schwarzpunkt / cd/m² | – | – |
Kontrast / x:1 | – | – |
Gradation / Durchschnitt | sRGB | ~2,17 (Avg.) |
Es sind keine signifikanten Abweichungen zwischen den Messwerten und den Werten im Monitorprofil festzustellen. Die leicht erhöhte Abweichung bei Helligkeit 0 % lässt sich vermutlich auf Schwächen des EyeOne Pro im unteren Messbereich zurückführen.
Dies lässt darauf schließen, dass das Monitorprofil korrekt erfasst wurde und vom Monitor über längere Zeit so gehalten werden kann.
Vergleich mit dem sRGB-Farbraum
Die Softwarekalibrierung und anschließende Profilierung basierte auf den weiter unten aufgeführten Parametern (Helligkeit: Sofern mit Bordmitteln erreichbar). Die Anführungszeichen sollten deutlich machen, dass es im Rahmen der Kalibrierung keinesfalls zu einer zielgerichteten Farbraumemulation kommt, sondern lediglich die in Klammern aufgeführten Vorgaben und eine möglichst hohe Neutralität bzw. Linearität sichergestellt werden. Die „Farbechtheit“ wird erst im Zusammenspiel mit farbmanagementfähiger Software und der im Profil erfassten Monitorcharakteristik erreicht. Weißpunkt und Gradation sind dabei im Rahmen der Kalibrierung keine fixen Größen.
„sRGB“ (Helligkeit: 140 cd/m², Gamma: sRGB, Weißpunkt: D65):
Helligkeit: 37 %
Kontrast: 75 %
Rot: 98
Grün: 94
Blau: 100
Anhand dieser Korrekturkurven sieht man wohl den Grund für die hohen Abweichungen in der Grauachse: Der Blau-Kanal verhält sich deutlich anders als die Rot- und Grün-Kanäle und muss mit relativ starkem (verlustbehafteten) Eingriff in die Grafikkarten-LUT zurechtgebogen werden.
Um einen ersten Eindruck von den tatsächlichen Abweichungen in farbmanagementfähiger Software zu geben, haben wir in Adobe Photoshop entsprechende Testpattern erzeugt, mit dem sRGB-Profil versehen und ausgemessen. Als CMM kam Adobes ACE zum Einsatz. Aufgrund des relativ farbmetrischen Rendering-Intents bleiben durch das CMM verursachte Farbraumkompressionen aus.
Vergleich mit dem sRGB-Arbeitsfarbraum unter Berücksichtigung des Monitorprofils
Kalibriert | Ziel | Erreicht |
Weißpunkt / CCT Kelvin | D65 (6502) | 6464 |
Weißpunkt XYZ (normalisiert) | 95.04 100.00 108.88 | 94.83 100.00 107.90 |
DeltaE zum Zielweißpunkt | – | 0,71 |
DeltaE zur Blackbodykurve* | – (0,08) | 0,40 |
Helligkeit / cd/m² | 140,00 | 135,2 |
Schwarzpunkt / cd/m² | – | 0,18 |
Kontrast / x:1 | – | 751 |
Gradation / Durchschnitt | sRGB | sRGB (~2,2) |
* CCT-Bezug
UGRA-Test
Abschließend haben wir den Dell U2412M auf die Empfehlungen der UGRA kalibriert (5800K, Gamma 1,8 und Helligkeit, sofern mit Bordmitteln erreichbar: 140 cd/m²), um seine Tauglichkeit für die digitale Druckvorstufe/Softproof zu bestimmen. Die Zertifizierung kann aber natürlich auch mit anderen Parametern erreicht werden. Falls der Monitor keinen Gamma-Regler besitzt, wird durch die Kalibrierung der Tonwertumfang im Regelfall zu stark eingeschränkt, um den Test mit den vorgegebenen Parametern zu bestehen.
Der U2412M besteht den UGRA-Test nicht. Der Monitor besitzt zwar einen rudimentären Gamma-Regler, der jedoch nur zwei wenig praxistaugliche Einstellungen zulässt: In der „PC“-Einstellung liegt der Gamma-Wert durchschnittlich bei ca. 1,94, in der „MAC“-Einstellung bei ca. 1,56. In beiden Fällen wird der Tonwertumfang durch Kalibrierung auf Gamma 1,8 zu stark eingeschränkt, was den U2412M in der „Gray Balance“ durchfallen lässt.
Korrekturmatrix für das X-Rite DTP94
Anschließend haben wir die individuelle Korrekturmatrix für das X-Rite DTP94 ermittelt. Als Referenz diente das EyeOne Pro. Derzeit unterstützt keine uns bekannte kommerzielle Software für die Kalibrierung von Computerbildschirmen (d.h. für den ICC-Profil Workflow) offiziell die Einbindung individueller Korrekturmatrizen. Allerdings implementiert die Open-Source Software „Argyll“ in neueren Versionen diese Möglichkeit.
Helligkeit und Kontrast
Folgendes Diagramm zeigt die erzielte Leuchtdichte in cd/m² (weiße Kurve) für die im OSD eingestellten Helligkeitswerte in Prozent. Die schwarze Kurve stellt den Kontrast dar, der bei der jeweiligen Helligkeit erzielt wurde.
Die Messungen werden ohne Eingriffe in die RGB-Kanäle durchgeführt. Durch eine Kalibrierung verringern sich maximale Helligkeit und Kontrast noch ein wenig.
Die bei gleichmäßigem Kontrastverhältnis stetig ansteigende Helligkeitskurve zeigt, dass die Helligkeit direkt und ausschließlich über das Backlight eingestellt wird, also genau so wie es sein sollte. Oberhalb von ca. 7 Prozent weist die Helligkeitskurve einen etwas stärkeren Anstieg auf als im niedrigen Helligkeitsbereich.
Der Leuchtdichtebereich reicht von knapp unter 50 cd/m² bis etwa 330 cd/m². Damit sind die üblichen Situationen im Alltag abgedeckt: Bei minimaler Helligkeit ist der Schirm dunkel genug für stark abgedunkelte Räume, die recht hohe Maximalhelligkeit hingegen reicht auch für helle Räume noch aus.
Der Kontrast ist durchweg auf einem guten Niveau von etwas mehr als 800:1 und verfehlt somit die Herstellerangabe von 1.000:1 deutlich. Dennoch ist dies noch ein guter Wert, besonders für ein IPS-Panel.
Dynamischer Kontrast
Der DELL U2412M ist mit einer dynamischen Kontrastschaltung ausgestattet. Diese ist sinnvollerweise standardmäßig deaktiviert, da die Helligkeitsänderungen beim normalen Arbeiten meist eher stören.
Im Video-Preset ist die Schaltung jedoch standardmäßig aktiv und macht hier auch einen ungewohnt guten Eindruck: Das LED-Backlight kann im Gegensatz zu CCFL-Röhren schnell auf eine neue Zielhelligkeit umschalten, was rasche und subtile Helligkeitswechsel ermöglicht. Vor allem bei Filmen mit sehr dunklen Szenen kann eine dynamische Kontrastschaltung durchaus Vorteile bringen – vorausgesetzt sie ist gut umgesetzt. Der U2412M ist eine der seltenen Ausnahmen, in denen diese Bedingung tatsächlich erfüllt ist.
Wie viel dies dem Anwender aber in der Praxis bringt, ist eher fraglich. Denn wie sich später herausstellen wird, ist der U2412M ohnehin nicht die erste Wahl für den Videobetrieb.