Ausmessung und Kalibration
In diesem Abschnitt wird die Qualität der Farbdarstellung und die tatsächliche Abdeckung unterschiedlicher Farbräume untersucht. Die Ergebnisse sind hauptsächlich für die Grafik- und Fotobearbeitung interessant, da im Office-Betrieb und bei Spielen der subjektive Bildeindruck entscheidender ist.
Da der Monitor jedoch gezielt für Hobbygrafiker und die Fotobearbeitung gedacht sein soll, legen wir hier besondere Sorgfalt auf alles, was die korrekte Darstellung der Bildinhalte betrifft.
NEC listet den P221W als Wide-Gamut Monitor und benennt recht genau die Abdeckung der Farbräume und sogar wie diese ermittelt wurden. So werden für diesen Monitor eine Abdeckung von 96 Prozent für den AdobeRGB- und 92 Prozent für den NTSC-Farbraum angegeben. Jeweils ermittelt aus Projektionen auf eine 2D-Farbraumdarstellung.
Wie gewohnt gehen wir einen Schritt weiter und ermitteln die Farbraumabdeckung mit einer dreidimensionalen Darstellung und werden diese Werte mit den Angaben von NEC vergleichen.
sRGB ist gewissermaßen der kleinste gemeinsame Nenner für das Zusammenspiel verschiedener Eingabe- und Ausgabegeräte im Consumerbereich. Zudem geht Windows von sRGB aus, wenn zu einem Gerät oder einer Grafikdatei kein Farbprofil vorliegt.
Obwohl die sRGB-Emulation der Spectraview II Software nur teilweise im Monitor selbst umgesetzt wird, soll diese aber gesondert betrachtet werden, da die korrekte sRGB -Darstellung eine Achillesferse der meisten Monitore mit erweitertem Farbraum darstellt, da diese keine direkte Möglichkeit bieten den Farbraum gezielt zu verkleinern.
Viele Farbdrucker arbeiten auf Normalpapier mit dem sRGB-Profil. Auch deshalb ist der sRGB-Farbraum im Gegensatz zum ISOcoated-Druckfarbraum für „Normalanwender“ von Bedeutung. Durch die starke Verbreitung digitaler Kameras und der zunehmenden Amateurfotografie, haben auch Bilderdienste viele ihrer Belichtungsmaschinen auf den sRGB-Farbraum eingestellt, um dem Kunden die Auseinandersetzung mit speziellen Farbräumen zu ersparen.
Interessant ist der Vergleich zum ISOcoated-Farbraum des Offset-Drucks, da dieser in der Regel dem Mindesten entspricht, was aktuelle Tintenstrahldrucker bewältigen können. Viele moderne Tintenstrahldrucker und Druckverfahren decken darüber hinaus einen noch größeren Bereich ab.
3D-Farbraumvergleich
Als nächstes werden die relevanten 3D-Farbraumvergleiche für den Monitor dargestellt. Besondere Aufmerksamkeit sollte Sie auf den sRGB-Farbraum legen, da dieser maßgebend für das Internet, Drucker und die hobbymäßige Film- und Bildbearbeitung ist.
Erläuterung: In den 3D-Ansichten stellt das schwarze Netz den jeweiligen Standard-Farbraum dar, das weiße Netz den Monitor-Farbraum. Die tatsächliche Schnittmenge beider Farbräume macht der bunte Würfel kenntlich. Dort, wo das schwarze Netz aus dem bunten Würfel herausragt, ist der jeweilige Standard-Farbraum größer, als das, was der TFT tatsächlich darstellen kann. Ragt umgekehrt das weiße Netz aus dem Würfel heraus, so ist an dieser Stelle der Monitorfarbraum größer als der jeweilige Standard-Farbraum.
ISOcoated: 100 % Abdeckung
Der Farbraum des Monitors umschließt den ISOcoated Farbraum vollständig.
sRGB: 95 % Abdeckung
Der Farbraum ist zwar groß, reicht aber nach einer Kalibration auf sRGB nicht aus, um den sRGB-Farbraum vollständig abzudecken. Besonders an den Stellen, an denen das schwarze Gitter weit hervorsteht und an denen das weiße Gitter weit vom farbigen Bereich entfernt ist, ist mit großen Abweichungen in der Farbdarstellung zu rechnen. Hier also insbesondere bei Blau.
Zum direkten Vergleich das Ergebnis mit der sRGB-Emulation, die durch die Spectraview-Software durchgeführt wird.
Spectraview II sRGB-Emulation: 94 % Abdeckung
Es ist deutlich zu sehen, dass der Farbraum drastisch geschrumpft ist. Die Übereinstimmung zum tatsächlichen sRGB-Farbraum ist besser, wodurch die Darstellungen von sRGB-Fotos auch mit Anwendungen, die nicht mit Farbprofilen umgehen können, auf diesem Monitor realistischer aussehen werden. Dies gilt natürlich auch für sonstige Farben wie den Icons von Programmen, Videos, Filmen und Spielen.
Die Emulation ist nicht perfekt und der tatsächlich abgedeckte Farbraum verringert sich um ein Prozent, verhindert aber zu knallig wirkende Farben effektiv. Durch die Einschränkungen bezüglich der Kalibration des Weißpunktes, muss bei der Überprüfung der deltaE-Abweichungen natürlich genauer betrachtet werden, ob sich die Einschränkungen nicht auf andere Bereiche negativ auswirken.
AdobeRGB: 96 % Abdeckung
Eine sehr gute Abdeckung des AdobeRGB-Farbraums ist auch mit der softwarebasierten Kalibration möglich. Das Ergebnis entspricht exakt den von NEC gemachten Angaben bei der Spezifikation. Der Farbraum des Monitors passt sehr gut zum AdobeRGB-Farbraum, auch wenn eine leichte Schwäche bei Blautönen besteht.
Auch hier der Vergleich zu einer hardwareseitigen Kalibration mit der Spectraview II Software:
Spectraview II – AdobeRGB: 95 % Abdeckung
Eine Abdeckung von 95 Prozent wird mittels hardwareseitiger Kalibration der Spectraview II Software erreicht.
Der Unterschied zur softwarebasierten Kalibration ist minimal. Hierbei wird der Farbraum auch nicht künstlich begrenzt. Im Rahmen der Kalibration werden nur die Werte für den Weißpunkt, den Gammawert und die Helligkeit justiert, sowie die Graustufen möglichst präzise eingestellt. Das Ergebnis ist also in Bezug auf den Farbraum, wie zu erwarten, fast identisch zur softwarebasierten Kalibration. Unterschiede müssen wieder bei der Untersuchung der deltaE-Werte aufgedeckt werden.
NTSC: 94 % Abdeckung
Ein Vergleich mit den NTSC-Farbraum zeigt ebenfalls gute Resultate. Hier kann das Testgerät die Herstellerangaben sogar übertrumpfen. Während NEC lediglich eine Abdeckung von 92 Prozent nennt, erreicht das Gerät tatsächlich eine Farbraumabdeckung von guten 94 Prozent. Die Schwäche des NTSC-Farbraums in Blautönen kommt dem Gerät dabei natürlich entgegen.
ECI 2.0: 93 % Abdeckung
Sowohl softwarebasierte Kalibration, als auch die Hardwarekalibration mittels der Spectraview II Software, führen zu einer Abdeckung von 93 Prozent des ECI 2.0 Farbraums. Wesentliche Unterschiede sind hier nicht auszumachen.
Der erweiterte Farbraum des Monitors ist also tatsächlich so groß, wie es der Hersteller verspricht, aber aufgrund einer minimalen Schwäche in den Blautönen nicht ganz ausreichend, um den sRGB- oder auch AdobeRGB Raum vollständig abzudecken. Andererseits ist die Abdeckung des AdobeRGB Farbraums im kalibrierten Zustand mit 96 Prozent als sehr gut anzusehen. Die Emulation des sRGB-Farbraums mittels Spectraview II Software eröffnet Grafikern tatsächlich die Möglichkeit in einen anderen Farbraum zu wechseln.
Als nächstes betrachten wir die Farbgenauigkeit, also die tatsächliche Präzision, mit der die Farben getroffen werden. Besonders von Interesse ist hierbei der Unterschied zwischen einer softwarebasierten Kalibration mit entsprechender Anpassung der Grafikkarte und der direkten Hardwarekalibration.