Test Sharp EA272U: 4K-Business-Monitor kann mehr
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Latenzzeit

Die Latenzzeit (auch Input-Lag genannt) eines Monitors ist insbesondere beim Spielen ein wichtiger Faktor, da sie beeinflusst, wie schnell Eingaben (z. B. Mausbewegungen oder Tastenklicks) auf dem Bildschirm angezeigt werden. Ein Wert unter 5 ms kann als sehr gut angesehen werden und ist ideal für professionelle Gamer und E-Sportler, da sie schnelle Reaktionen erfordern. Werte zwischen 5 und 10 ms eignen sich noch für ambitionierte Spieler und Videobearbeiter. Als durchschnittlich sind Werte zwischen 10 und 25 ms anzusehen, was für die meisten Nutzer ausreichend für alltägliche Aufgaben ist. Ab 25 ms kann es bei schnellen Bewegungen zu Verzögerungen kommen, weshalb solche Werte für anspruchsvolle Anwendungen nicht mehr empfehlenswert sind.

Diagramm: Latenzzeit

Wir haben die Latenzzeit in der nativen Auflösung (3840 x 2160) bei 60 Hz am DisplayPort gemessen.

Im Mittel beträgt die Latenz bei 60 Hz 10,5 ms, was für einen Business-Monitor ein praxistauglicher Wert ist.

Gaming

Ein Business-Monitor mit 60 Hz und ohne Sync-Technologie oder Anti-Blur-Tool ist sicherlich nicht zum Spielen konzipiert worden. Wir haben auf Blur Busters dennoch einige Tests durchgeführt, um die Leistung mit aktiviertem Overdrive zu überprüfen und zu klären, wie sich die in unseren Messungen ermittelten Überschwinger in der Praxis bemerkbar machen.

Die Overdrive-Stufe „Aus“ (Standard) liefert das bessere Ergebnis. Die Bewegungsunschärfe ist bei 60 Hz natürlich alles andere als gut, daran ändert auch die Aktivierung der Pixelbeschleunigung nichts. Bessere Resultate lassen sich erst bei Bildwiederholraten von 144 Hz und mehr erzielen.

In der Praxis sind Ghosting-Effekte zu beobachten – ob sie sich mit eingeschaltetem Overdrive verbessern, ist nicht feststellbar, da die Korona-Effekte alles überlagern. Ghosting ist ein Artefakt der Nachlaufbewegung. Es wird durch asymmetrische Pixelübergänge verursacht: Übergänge zwischen zwei Farben können in der einen Richtung schneller sein als in der anderen Richtung.

Bei ausgeschaltetem Overdrive konnten wir keine Korona-Effekte feststellen. Bei eingeschaltetem Overdrive sind die Effekte jedoch extrem sichtbar, was sich mit unseren Messungen deckt. Leider ist dieser Modus aus Qualitätsgründen nicht empfehlenswert. Koronas sind Nachzieheffekte, die durch die Beschleunigung der Reaktionszeit (Overdrive) verursacht werden. Die Pixel können über ihren endgültigen Farbwert hinausschießen, bevor sie zurückspringen, was zu einem hellen, inversen Geisterbild führt.

Zum Spielen eignet sich der Sharp EA272U daher nicht.

Backlight

Die Hintergrundbeleuchtung des Sharp EA272U wird nicht durch Pulsweitenmodulation (PWM) gedimmt, sodass keine Unterbrechungen im Lichtstrom (Flicker) auftreten. Getestet wurde bei einer Helligkeit von 100 %, 140 cd/m² und 0 %. Damit ist der Bildschirm selbst bei reduzierter Helligkeit für ein längeres, ermüdungsfreies Arbeiten davor geeignet.

Sound

Tonsignale verarbeitet der Sharp MultiSync EA272U an allen Eingängen, die auch Videosignale entgegennehmen. Die Ausgabe ist dabei sowohl über den Kopfhörerausgang als auch eigenständig über die integrierten Stereo-Lautsprecher möglich. Sie verfügen über eine Ausgangsleistung von 2 x 1 Watt.

Ihre genaue Position ist von außen nicht sichtbar. Vermutlich sind sie im rückseitigen Elektronik-Erker angebracht und können über die seitlichen Lüftungsschlitze abstrahlen. Ab Werk steht der Lautstärke-Regler auf 50 %. Die Klangqualität ist erwartungsgemäß eher mäßig, aber zumindest sind die Lautsprecher vergleichsweise kräftig – zumal man sie auch ungestraft auf 100 % hochregeln kann. Inwieweit es dabei eventuell doch zum Dröhnen kommt, hängt natürlich stark vom Inhalt ab.

Für eher informative Videos und Telefonkonferenzen in ruhiger Umgebung könnten sie bereits ausreichen. Im Unterhaltungsbereich wird man sich aber mehr wünschen.

Audiovisuelle Medienwiedergabe

Externe Zuspieler wie Blu-ray-Player, HDTV-Empfänger und Spielekonsolen können direkt an die HDMI-Buchse des Sharp MultiSync EA272U angeschlossen werden. Mit seiner 4K-Auflösung und dem 16:9-Format eignet sich der Monitor auch sehr gut, um alle gängigen Videoformate wiederzugeben. Dank der sehr guten Interpolation können bei externer Zuspielung ggfs. auch ältere Videoformate problemlos eigenständig hochskaliert werden.

Die 24p-Wiedergabe beherrscht der Proband allerdings nicht, sodass bei entsprechenden Spielfilmen gelegentlich Mikroruckler sichtbar werden können. Eine Overscan-Funktion ist zwar noch vorhanden, mangels analoger Signaleingänge ergibt sie hier allerdings eigentlich gar keinen Sinn mehr.

Mit einer flächendeckenden Maximalhelligkeit von 440 cd/m² und seinem sehr guten Kontrast wäre der Sharp MultiSync EA272U grundsätzlich auch zur HDR-Wiedergabe geeignet. Er besitzt dazu aber keine Spezifikation und wird unter Windows auch nicht als HDR-Gerät erkannt, sodass man auf SDR-Material beschränkt bleibt.

Bewertung

4

(GUT)

Fazit

Beim Sharp MultiSync EA272U handelt es sich erwartungsgemäß um einen Büromonitor der Oberklasse. Das Gerät ist solide und robust verarbeitet, bietet umfassende Ergonomie-Funktionen und einen sehr großen Funktionsumfang.

Besonders hervorzuheben ist dabei die Konnektivität. Der Proband beinhaltet eine vollwertige USB-C-Dockingstation mit 90 Watt Stromversorgung, USB-Hub mit zweitem Daten-Upstream inklusive KVM-Switch und Gigabit-LAN. Daisy-Chaining wird mit einem separaten DisplayPort-Ausgang ebenfalls unterstützt. Auch ein Licht- und Anwesenheitssensor ist an Bord. Damit lässt sich die ohnehin schon erstklassige Energieeffizienz in der Praxis noch weiter verbessern.

Leider gelingt es dem Hersteller aber nach wie vor nicht, den großen Funktionsumfang auch einfach und intuitiv bedienbar zur Verfügung zu stellen. Wer ihn tatsächlich ausschöpfen möchte, kommt um etwas Eingewöhnung und einen Blick in das Handbuch daher nicht herum.

Bei der Bildqualität schöpft das Gerät ab Werk ebenfalls sein Potenzial nicht aus. Richtig gut wird es erst nach einer Kalibrierung. Auf einen dedizierten sRGB-Modus, der auch bei Büromonitoren zum guten Ton gehört, muss man dennoch verzichten. Bemerkenswert sind dagegen die gute Ausleuchtung und das Vorhandensein einer speziellen Gleichförmigkeitskorrektur – ein Feature, das man sonst nur bei Grafikmonitoren findet.

Bei der audiovisuellen Medienwiedergabe kann der Sharp MultiSync EA272U ebenfalls überzeugen. Die HDR-Wiedergabe beherrscht er allerdings nicht, und zum Gaming würden wir ihn auch nicht empfehlen.

Wer Geld sparen möchte und auf die 4K-Auflösung verzichten kann, bekommt beim Sharp MultiSync EA272Q mit WQHD-Auflösung bereits viel geboten. Die Auflösung ist jedoch nicht der einzige Unterschied. Der Sharp MultiSync EA272U ist insgesamt besser ausgestattet und bietet im Marktvergleich ebenfalls ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Testlogo Sharp EA272U

Hinweis in eigener Sache: PRAD erhielt den EA272U leihweise von Sharp zu Testzwecken. Herstellerseitig gab es weder eine Einflussnahme auf den Testbericht noch eine Verpflichtung zur Veröffentlichung oder eine Verschwiegenheitsvereinbarung.

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Manuel Findeis

... beschäftigt sich beruflich wie privat seit über 20 Jahren intensiv mit den Themen und Entwicklungen in der IT-Branche. Als freiberuflicher Autor, Testredakteur und Fotograf, kennt er die Anforderungen an ein gutes Display. Für PRAD ist er seit 2013 tätig.

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