Einleitung
Mit einer Gehäusebreite von fast zwei Metern fällt der Sony KD-75X9405C selbst für einen 75-Zöller sehr wuchtig aus. Optisch betrachtet treffen die dicken Ränder links und rechts sicherlich nicht jedermanns Geschmack, das darin verbaute Audiosystem entschädigt aber akustisch mit einer exzellenten Klangqualität, wie man sie bei TV-Lautsprechern bislang noch nicht gehört hat. Ebenso überrascht der Bolide bei der Bildhelligkeit mit Rekordwerten. Eingefleischte Cineasten sollten schon einmal Platz in ihrem Wohnzimmer machen.
Statt die Zwei-Meter-Marke zu knacken und voll auf den Curved-Trend zu setzen, geht es Sony mit den neuen Fernsehern eher gemächlich an: Der KD-75X9405C kommt mit seinem flachen 190-Zentimeter-Display nicht ganz an die Bildriesen der X9- oder X95-Serie mit ihren Diagonalen bis 79 beziehungsweise 85 Zoll heran, bietet gegenüber diesen aber dennoch entscheidende Vorteile.
So setzen alle aktuelleren Modelle auf Android als Betriebssystem und erschließen damit fast unbegrenzte Smart-TV-Möglichkeiten. Darüber hinaus sind die TV-Serien X93 und X94 mit besonders aufwendigen Soundsystemen sowie „High-Resolution Audio“ bestückt. In Relation zu diesen Innovationen erscheint der Preis von 8.000 Euro sehr angemessen.
Ausstattung
Lange ist es her, als Sony seine TV-Flaggschiffe noch mit einem Full-LED-Backlight ausgestattet hat. Das neue Top-Modell KD-75X9405C verfügt erstmals seit dem KD-85X9505B wieder über eine solche Hintergrundbeleuchtung. Davon profitieren nicht nur der Kontrast und die Bildhomogenität, sondern auch die Lichtausbeute – so viel sei vorab verraten: Der Bildschirm knackt problemlos die einst unvorstellbare 1.000-Candela-Marke und stellt damit sogar den Samsung UE65JS9590 in den Schatten.
Anders als dieser kommt der Sony-Fernseher beziehungsweise sein interner Mediaplayer allerdings noch nicht mit HDR-Material (High Dynamic Range) zurecht, was eine Firmware-Aktualisierung ändern soll. Hier haben derzeit also die Südkoreaner die Nase vorn.
Dem TV-Erlebnis der Zukunft dürfte jedenfalls nichts im Wege stehen, zumal Sony einerseits standesgemäß auf die Quantum-Dot- respektive Triluminos-Technologie für ein deutlich erweitertes Farbspektrum setzt und andererseits verbessert die „X-tended Dynamic Range (Pro)“-Schaltung die Bilddynamik. Dazu verstärkt sie lokal das Hintergrundlicht und passt die Gamma-Kennlinie entsprechend der üblichen Kompression in hellen Bereichen so an, dass Helligkeitsnuancen nicht überstrahlen sowie sauber differenziert werden.
Um die Signalverarbeitung kümmert sich der als revolutionär angepriesene „X1 4K-Prozessor“. Zu den weiteren Neuerungen gehört die um 50 Prozent gesteigerte Motionflow-Frequenz mit nun 1.200 statt 800 Hertz.
Dank vier HDMI-2.0-Eingängen, die allesamt den HDCP-2.2-Standard beherrschen, ist der Sony KD-75X9405C auch für die künftigen Ultra-HD-Blu-ray-Player gerüstet.
Der Twin-Tuner macht dabei die externe Settop-Box überflüssig, unterstützt er doch alle gängigen Empfangswege von Sat über Kabel bis hin zu DVB-T(2) sowie die gleichzeitige Wiedergabe und Aufnahme zweier TV-Sender. Letzteres funktioniert aber erst nach einem Firmware-Update; zum Testzeitpunkt war der USB-Recorder noch außer Betrieb. Wünschenswert wäre außerdem ein zweiter CI+ Slot.
Bedienung
Wirklich anfreunden konnten wir uns mit Sonys früherem Bedienkonzept nie. Kein Wunder: Die verschachtelten Menüs ähnelten einem Irrgarten und die schon fast unzähligen Bildmodi sorgten für zusätzliche Verwirrung. Unter diesem Gesichtspunkt ist das bei allen neuen Modellen eingesetzte Android-Betriebssystem (Version 5.0 „Lollipop“) eine echte Erlösung. Schließlich präsentiert sich die Benutzeroberfläche nicht nur optisch sehr ansprechend und farbenfroh, sie erlaubt auch eine weitgehend intuitive Navigation mit kurzen Reaktionszeiten.
Die Erstinstallation des Fernsehers nimmt jedoch unerwartet viel Zeit in Anspruch; in unserem Test dauerte sie (inklusive Sendersuche und Software-Update) gute eineinhalb Stunden. Bei der Aktualisierung hätte eine Fortschrittsanzeige nicht geschadet, zumal das Testgerät zwischenzeitlich den Eindruck erweckte, als ob es abgestürzt wäre.
Das „Action Menu“ gestattet einen schnellen Zugriff auf wichtige Funktionen wie die Bild- und Tonregler, so dass man nicht zwangsweise erst den gesamten Android-Desktop durchforsten muss. Schade nur, dass die Regler-Einblendungen fast ein Viertel des Bildschirms einnehmen, wodurch die manuelle Anpassung von Helligkeit, Kontrast und Farben deutlich erschwert wird. Die Helligkeit im Videosignal lässt sich übrigens über den Menüpunkt „Schwarzwert“ anpassen.
Auch an den Fernbedienungen haben die Entwickler buchstäblich Hand angelegt. So glänzt die Smart View (RMF-TX100E) nun mit einem eingebauten Mikrofon für die Sprachsteuerung und einer Rückseite in Lederoptik, während beim herkömmlichen Signalgeber die Tastenanordnung optimiert wurde. Dabei sind das Ziffernfeld sowie die Lautstärke- und Programmwippen nach oben gewandert, was speziell im Tuner-Betrieb die Sendernavigation vereinfacht.