ProArt-Calibration-Software Workflow
ASUS sollte in Zukunft unbedingt an den Workflow in der grafischen Industrie (basierend auf ICC-Profilen) denken und entsprechende Funktionalitäten integrieren. Derzeit kann man in diesem Umfeld weiterhin nur zu einer Software-Kalibration mit Fremdanbieter-Software raten. Professionelle Nutzer im Videobereich werden ebenfalls eher auf Calman von Portrait Displays bzw. ColourSpace von Light Illusion zurückgreifen. Eine entsprechende Scaler-Schnittstelle ist vorhanden.

Farbraum-Emulation
Zur Konfiguration der Farbraum-Emulation wird der gewünschte Farbumfang über das jeweilige Ziel vorgegeben. Eine vollständig individuelle Definition ist leider nicht möglich.
Nachfolgend haben wir die Farbraum-Emulation aus ProArt Calibration heraus für die Simulation von sRGB, Adobe RGB und DCI-P3 RGB genutzt. Die Messungen gegen den jeweiligen Arbeitsfarbraum werden ohne Farbmanagement durchgeführt. Ein CMM kommt also nicht zum Einsatz.
Die Kalibration erfolgte mit dem i1Display Pro Plus unter Rückgriff auf die OLED-Charakterisierungsdaten von ASUS. Für die abschließende Vergleichsmessung kam das i1Pro 2 zum Einsatz.
Vergleich der sRGB-Emulation mit sRGB

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.
Vergleich der Adobe-RGB-Emulation mit Adobe RGB

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.
Vergleich der DCI-P3-RGB-Emulation mit DCI-P3 RGB

Die Farbraumtransformationen werden präzise umgesetzt. Das ermöglicht eine definierte Darstellung auch abseits des ICC-Workflows. Alle In-Gamut-Farben werden exakt reproduziert. Aufgrund des hohen Farbumfangs sind faktisch keine Out-of-Gamut-Farben vorhanden. Im Unterschied zur sehr eingeschränkten OSD-Voreinstellung kann sRGB nun mit beliebigen Helligkeitswerten und passender Tonwertkurve wiedergegeben werden. Die für den Panel-Typ ermittelten Charakterisierungsdaten steigern die Genauigkeit weiter.
Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.
Integriertes Messgerät
ASUS stattet den PA32DC mit einem eigenen Messgerät aus. Es ermöglicht den vollständigen Verzicht auf eigenes Mess-Equipment und fährt nach Aktivierung automatisch im oberen mittleren Bereich aus. Die Farbfelder werden nun statt mittig natürlich ebenfalls im oberen Bereich angezeigt.
Wir haben zu Testzwecken eine Kalibration (Ziel: sRGB-Emulation) mit dem eingebauten Messgerät durchgeführt und das Profil anschließend mit dem X-Rite i1Pro 2 validiert.
Vergleich der sRGB-Emulation mit sRGB (eingebautes Messgerät => i1Pro 2)

Im Ergebnis wird der Farbumfang nun etwas zu stark beschnitten. Eine leicht erhöhte Weißpunkt-Abweichung ist dagegen völlig unproblematisch.
Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.
HDR
Der ASUS ProArt PA32DC verspricht eine Übereinstimmung mit der DisplayHDR-400-True-Black-Spezifikation der VESA. Eine höhere Einstufung verhindert seine begrenzte Maximalhelligkeit. Gleichwohl erfüllt der Monitor zumindest auch viele Kriterien von DisplayHDR 500 True Black.
Die VESA-Spezifikationen sehen das HDR10-Format als Übertragungsstandard vor. Das zu verarbeitende Signal weist im Kern folgende Eigenschaften auf:
– 10 Bit pro Kanal
– Absolute Tonwertkurve gemäß SMPTE ST 2084
– Farbumfang gemäß ITU-R BT.2020
– Verarbeitung von statischen Metadaten, definiert in SMPTE ST2086
Die absolute Tonwertkurve lehnt sich dabei an ein Grundkonzept an, das man schon lange aus dem medizinischen Bereich (DICOM) kennt. Zielsetzung ist die maximale Kodierungseffizienz auch unter ungünstigen Bedingungen (ein stets Helligkeits-adaptiertes Auge zur Beurteilung einer minimalen Differenz). Dabei ist für die Maximalhelligkeit reichlich Spielraum nach oben vorhanden. Gleiches gilt für den Farbumfang, der sich nur mit monochromatischen Primärfarben erreichen ließe. Die VESA berücksichtigt dies und definiert als Referenzfarbraum DCI-P3 RGB.
Die Anzeigetechnik steht ein gutes Stück hinter diesem Übertragungsstandard zurück. Durch Metadaten, die sich auf das konkrete Mastering beziehen, wird das Material allerdings rudimentär charakterisiert. Der Scaler des Monitors kann dann eine Anpassung durchführen. Wir konzentrieren uns nachfolgend vornehmlich auf die HDR10-Wiedergabe.
Das OSD offeriert drei HDR10-Modi, die sich auf die Reproduktion der in SMPTE ST 2084 definierten PQ-Transferfunktion beziehen. Hinsichtlich der Farbraum-Emulation kann der Benutzer zwischen DCI-P3 RGB und „ITU-R BT. 2020“ wählen. Entsprechende Ziele stehen auch für die Hardware-Kalibration via ProArt Calibration zur Verfügung.
Der ABL limitiert die Maximalhelligkeit bei einem APL („Average Picture Level“ – der gemittelte Helligkeitspegel eines Vollbildes) ab etwa 50 %. Die nachfolgenden Messungen wurden mit voller Helligkeitseinstellung im OSD durchgeführt. Der APL lag aufgrund der gewählten Messfeldgröße dabei stets unter 50 %.

In den Grafiken ist die Sollcharakteristik als hellgraue Kurve hinterlegt. Sie basiert auf der gemessenen Maximalhelligkeit und folgt von dort der PQ-Transferfunktion (gemäß SMPTE ST 2084). Damit ergibt sich für alle realen Monitore ein mehr oder weniger großer Clipping-Bereich, da die maximalen 10 000 cd/m² nicht erreicht werden.
Mit seinen drei HDR-PQ-Bildmodi kann der ASUS ProArt PA32DC, unabhängig von Metadaten, auf die Wiedergabe von HDR10-Quellen abgestimmt werden. Dabei ist gerade die PQ-Clip-Einstellung für eine präzise Reproduktion geeignet. Die tatsächliche Tonwertkurve folgt der PQ-Transferfunktion hinreichend genau.
Die beiden Einstellungen „PQ Optimized“ und „PQ Basic“ versuchen den Spagat zwischen möglichst präziser Reproduktion und der Vermeidung von Tonwertabrissen über die gesamte Helligkeitsspannbreite bis hinauf zu 10 000 cd/m². Das geht natürlich nicht ohne entsprechende Kompression in den Lichtern.
Während im Zuge der Hardware-Kalibration Spitzenhelligkeiten ab 300 cd/m² bis zum Panel-Maximum definiert werden können, erlaubt das OSD neben der Maximalhelligkeit nur noch die Vorgabe von 250 cd/m².
Nachfolgend haben wir die Ergebnisse nach der HDR-Hardware-Kalibration über ProArt Calibration aufbereitet. Achtung: Die Helligkeitseinstellung ist nach Abschluss im OSD verfügbar, sollte aber keinesfalls verändert werden.