Test EIZO CG2700X: Grafik-Profi mit UHD-Auflösung
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27 Zoll großer 4K-Grafikmonitor bietet eine exzellente Flächenhomogenität und einen sehr hohen Farbumfang für anspruchsvollste Bildretuschen und farbsichere Proof-Simulationen

ColorNavigator 7 – Teil 2

5) Priority: Die Auswahlmöglichkeiten unter „Priority“ steuern den Kalibrationsvorgang. Mit der Einstellung „Fixed Gamma“ wird nur der Weißpunkt auf Basis konkreter Messwerte angepasst. Notwendige Korrekturen in den Mitteltönen werden vom Scaler berechnet. „Standard“ optimiert Graubalance und Tonwertkurve, hebt den Schwarzpegel aber nicht an. Durch eine Entscheidung für „Gray balance“ wird die maximal mögliche Neutralität erreicht. Das bedingt die Anhebung des Schwarzpegels, um Farbstiche auch in den absoluten Tiefen zu vermeiden. Wir können hier allerdings keine Verbesserung des ohnehin tadellosen Ergebnisses mehr feststellen.

ColorNavigator: Priority
Priority

6) Gamut: In einem Farbmanagement-fähigen Workflow wird man meist auf Basis des nativen Monitorfarbraums arbeiten wollen. Das maximiert die Flexibilität. Alternativ können die farbmetrischen Daten der Primärfarben aus einem ICC-Profil oder durch Vorgabe der xy-Normfarbwertanteile festgelegt werden. Die Option „Gamut Clipping“ erläutern wir im Abschnitt „Farbraum-Emulation“.

ColorNavigator: Gamut
Gamut

7) ICC Profile policy: Abschließend wird das zu erstellende Farbprofil spezifiziert. Es kann als v2- oder v4-Typ gespeichert werden. CLUT-Profile werden nicht generiert (nur Shaper/Matrix). Angesichts der ausgezeichneten Linearität ist das verschmerzbar, zumal die Charakterisierung optional den tatsächlichen Schwarzwert des Monitors widerspiegelt.

ColorNavigator: ICC Profile policy
ICC Profile policy

Das Ziel wird nun mit einem der zur Verfügung stehenden Messgeräte kalibriert. Dem schließt sich die Profilierung an. Initial steht ein Speicherplatz zur Verfügung, dem aber beliebig viele Ziele zugeordnet werden können. Diese müssen jeweils neu kalibriert werden. Allerdings kann jeder der vordefinierten Bildmodi (unter einem beliebigen, bei Bedarf neuen Namen) ebenfalls individuelle Kalibrationsdaten aufnehmen. Ein Umschalten ist dann per Mausklick in der Taskleiste möglich. Dabei wird auch das Farbprofil im Windows-Systemordner aktualisiert.

Prüfwerkzeuge

Nach Abschluss von Kalibration und Profilierung kann eine Qualitätskontrolle durchgeführt werden. Im Zuge der Profilvalidierung lassen sich beliebige RGB-Testformen erstellen. EIZO offeriert auch zwei Voreinstellungen, von denen eine die in ISO 12646 definierten Anforderungen umsetzt. Die farbmetrischen Daten der angezeigten Farbfelder werden dann mit den Maßzahlen verglichen, die sich aus entsprechenden Transformationen auf Basis des Monitorprofils ergeben. Dieser Soll-Ist-Vergleich zeigt, wie gut das Kalibrationsziel erreicht und wie präzise die aktuelle Charakteristik im Profil erfasst wurde.

Mit dem EIZO CG2700X können an dieser Stelle aber auch CMYK-Ziele vermessen werden. Für die Anzeige der Farbfelder wird auf externe Software zurückgegriffen. Daher muss Adobe Photoshop (ab CS1) oder Adobe Acrobat (ab Version 7) installiert sein. Die eigentliche Messung erfolgt, nach manuellen Voreinstellungen durch den Benutzer, vollautomatisch. Dabei wird stets auf eine Softproof-Anzeige mit Papierfarbensimulation zurückgegriffen. Die Messwerte können nach einer Weißpunkt-Adaption so direkt mit den Sollwerten verglichen werden.

Achtung: Sofern nicht mit D50 als Weißpunkt kalibriert wurde, muss ein Kontrollkästchen für die entsprechende Adaption explizit aktiviert werden.

CMYK-Validierung: Zieldefinition
CMYK-Validierung: Zieldefinition
CMYK-Validierung: Zieldefinition
CMYK-Validierung: Zieldefinition
CMYK-Validierung: Proof-Simulation und automatische Messung in Adobe Photoshop
CMYK-Validierung: Proof-Simulation und automatische Messung in Adobe Photoshop

Farbraum-Emulation

Zur Konfiguration der Farbraum-Emulation wird der gewünschte Farbumfang über die xy-Normfarbwertanteile der Primärfarben festgelegt (siehe Abschnitt „Hardware-Kalibration“). Alternativ können die Daten aus einem ICC-Profil ausgelesen werden. Damit wird auch die vorgesehene Tonwertkurve übernommen. Hierbei ist zu beachten, dass ColorNavigator eine Rückrechnung der im Profil nach D50 adaptierten Daten vornimmt, sofern ein „chromaticAdaptationTag“ vorhanden ist.

Die Einstellung „Gamut Clipping“ erzwingt eine farbmetrische Transformation. Out-of-Gamut-Farben werden dann auf die Farbraumgrenze verschoben. In-Gamut-Farben werden präzise reproduziert. Ohne „Gamut Clipping“ wird das Kalibrationsziel intern so angepasst, dass es vollständig durch den Farbumfang des Monitors abgedeckt wird. Dies vermeidet Tonwertabrisse, verringert aber die Präzision der Reproduktion von In-Gamut-Farben – unter der Prämisse, dass ein Ziel definiert wurde, das über den nativen Farbumfang des Monitors hinausreicht.

Um auch in Farbmanagement-fähigen Anwendungen – hier wird man in der Regel allerdings ohne Monitor-interne Farbraum-Emulation kalibrieren – eine möglichst korrekte Darstellung zu garantieren, spiegelt das ICC-Profil bei aktiviertem „Gamut Clipping“ das Emulationsziel auch dann wider, wenn der tatsächliche Monitorfarbraum kleiner ist.

Die Farbraumtransformationen können jedoch auch über ein CMM vorberechnet und automatisch in die LUT-Pipeline des Monitors geschrieben werden. Zu diesem Zweck wählt der Benutzer das gewünschte Emulationsziel in Form eines ICC-Profils aus und ordnet es einem Kalibrationsziel zu. Solange dessen Charakterisierungsinformationen stimmig sind, erfolgen die Umrechnungen sehr akkurat und mit spezifiziertem Rendering-Intent (sofern vom Profil unterstützt). Eine Tiefenkompensation steht nicht zur Verfügung. Falls das von ColorNavigator erzeugte Monitorprofil den realen Schwarzwert widerspiegelt, können daher leichte Tonwertabrisse in den Tiefen auftreten. In diesem Fall sollte im Vorfeld der ausgewählten Kalibration auf die entsprechende Vorgabe („Reflect black level in tone curve“) verzichtet werden.

Wichtig: Das aktive Monitorprofil enthält natürlich weiterhin die farbmetrischen Daten des übergeordneten Ziels. In Farbmanagement-fähigen Anwendungen führt das zu einer fehlerhaften Darstellung.

Eine dritte Variante ist vor allem für professionelle Benutzer im Videobereich interessant. Hinter der unscheinbaren Emulationsfunktion „LogView LUT Emulation“ verbirgt sich eine Möglichkeit, fertige Transformationen in die 3D-LUT des Monitors zu laden. Stehen nur generische CLUTs zur Verfügung (beispielsweise nach Rec. 709), werden sie einem entsprechenden Emulationsziel zugeordnet.

Nachfolgend haben wir die Farbraum-Emulation aus ColorNavigator heraus für die Simulation von sRGB, Adobe RGB, DCI-P3 RGB und ECI-RGB v2 mit aktiviertem „Gamut Clipping“ genutzt. Die Messungen gegen den jeweiligen Arbeitsfarbraum werden ohne Farbmanagement durchgeführt. Ein CMM kommt also nicht zum Einsatz.

Vergleich der sRGB-Emulation mit sRGB

Diagramm: Vergleich der sRGB-Emulation mit sRGB
Vergleich der sRGB-Emulation mit sRGB

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Vergleich der Adobe-RGB-Emulation mit Adobe RGB

Diagramm: Vergleich der Adobe-RGB-Emulation mit Adobe RGB
Vergleich der Adobe-RGB-Emulation mit Adobe RGB

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Vergleich der DCI-P3-Emulation mit DCI-P3 RGB

Diagramm: Vergleich der DCI-P3-Emulation mit DCI-P3 RGB
Vergleich der DCI-P3-Emulation mit DCI-P3 RGB

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Vergleich der ECI-RGB-v2-Emulation mit ECI-RGB v2

Diagramm: Vergleich der ECI-RGB-v2-Emulation mit ECI-RGB v2
Vergleich der ECI-RGB-v2-Emulation mit ECI-RGB v2

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Die Farbraumtransformationen werden präzise umgesetzt. Das ermöglicht eine definierte Darstellung auch abseits des ICC-Workflows. Die Emulation von ECI-RGB v2 zeigt den im Ergebnis relativ farbmetrischen Rendering-Intent: Tonwerte innerhalb des Monitorfarbraums werden ideal umgerechnet. Alle anderen Tonwerte landen auf der Farbraumgrenze.

Zum Vergleich haben wir ECI-RGB v2 noch einmal mit deaktiviertem „Gamut Clipping“ simuliert. Hier kommt es zwangsläufig zu erhöhten Abweichungen auch in Bereichen, die innerhalb des Monitorfarbraums liegen. Dafür bleibt der volle Tonwertumfang des zugespielten Signals erhalten.

Diagramm: Gamut Clipping
Gamut Clipping

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Denis Freund

... ist seit 2008 dabei und hat Medieninformatik sowie Druck-/ Medientechnik studiert. Es ist für die Bereiche Farbmesstechnik, -metrik und -management zuständig und entwickelte die PRAD-Test-Software. Nach wie vor verfasst er Testberichte über Grafik-Monitore.

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6 Gedanken zu „Test EIZO CG2700X: Grafik-Profi mit UHD-Auflösung“

  1. Ich muss der Bewertung dieses Modells leider widersprechen. Ich bin beruflich seit 2006 im Grafikdesign und in der Fotografie tätig und hatte seit 2010 mehrere Top-Geräte von Eizo mit denen ich sehr zufrieden war. Voller Vorfreude habe ich den 2700X bestellt und war schon anfänglich irritiert von der schlechten Verarbeitung der Sichtschutzhaube (CG279x war wesentlich besser verarbeitet). Auf einer Seite schließt sie nicht ordentlich ab was zu kleinen Lichtschlitzen führt.

    Halb so wild – Eizo hätte sie sicherlich getauscht.

    Nun, Monitor aufgestellt, eingestellt und profiliert. Anhand des Eizo Monitortests auf deren Webseite erkannte ich bei allen hellen Flächen einen verlaufenden Schleier/Vignettierung zu den Rändern hin (unabhängig ob der Betrachtungswinkel mittig oder leicht seitlich war) und dachte mir zunächst dass die Beschichtung defekt ist. Nachdem ich dieses Phänomen auch bei anderen Exemplaren dieses Modells in Fachgeschäften erkennen konnte und mir der Eizo-Support widerwillig die technische Unversehrtheit nach Übermittlung von Videoaufnahmen bestätigte, lässt mich der Umstand ratlos zurück. Ein Vergleich mit dem 2700S (unmittelbar nebeneinander gestellt) zeigte auch dem Verkäufer, dass der Blickwinkel beim S-Modell um ein vielfaches besser ist. So wie ich es vom CG279x kenne.

    Es ist wirklich unzumutbar von Eizo ein 3000-Euro-Gerät mit dieser Eigenheit zu verkaufen. Vielleicht ist deren neue Zielgruppe ältere sehschwache Hobbyfotografen aber definitiv keine berufstätigen Designer/Fotografen.

    Das Testergebnis kann ich daher so nicht nachvollziehen.

    Zusatz: Erst nach telefonischer Kontaktaufnahme mit dem Support konnte ich in Erfahrung bringen, dass Supportanfragen über die Webseite mit Dateianhängen nicht übermittelt werden obwohl man nach Klick auf den Sendebutton zur Bestätigungsseite kam. Nachdem auch keine Bestätigungsmail ankam und dieses Verhalten bei wiederholter Supportanfrage tagelang ohne Rückmeldung blieb, fragte ich telefonisch nach. Laut Support funktioniert der Upload nicht – trotz bestätigter Übermittlung. Man machte aber auch keinen Anschein den Fehler zukünftig beheben zu wollen da dies nicht möglich ist.

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  2. Beim Backlight ist fast die gleiche Grafik wie beim CG2700S eingebunden, einmal ohne und einmal mit der Verwendung von PWM deklariert?

    Wie wäre es mit einem kleinen Zusatzabschnitt für wenn sich jetzt der CG2700x oder eher der cg2700s eignet?

    Antworten
    • Danke für den Hinweis. Der Text zum Backlight beim CG2700S ist falsch. Ich habe den Text korrigiert. Natürlich nutzt auch der CG2700S kein PWM. Die CG-Serie ist für anspruchsvollste Bildretuschen und farbsichere Proof-Simulationen nutzbar. Welches Modell man letztendlich wählt, ist egal. Die Frage ist, ob man eine 4K-UHD-Auflösung benötigt oder eben nicht. Wenn ja, muss man den CG2700X kaufen.

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