Test Monitor BenQ SW320
7/8

Latenzzeit

Die Latenz ist ein wichtiger Wert für Spieler, wir ermitteln sie als Summe der Signalverzögerungszeit und der halben mittleren Bildwechselzeit. Für einen UHD-Monitor erreicht der BenQ SW320 ganz ordentliche Reaktionszeiten – die halbe mittlere Bildwechselzeit liegt bei 7 ms. Die Signalverzögerung beträgt 20,4 ms. Mit einer Latenzzeit von insgesamt 27,4 ms ist der BenQ SW320 das, was er ist: Ein Spezialist für die Bild- und Videobearbeitung, den man ohne weiteres auch für gelegentliche (eher langsamere) Spiele nutzen kann.

Alternative Messung der Latenz

Zur Messung der Bildverzögerung (Input LAG) von Monitoren gibt es verschiedene Ansätze, weshalb sich nicht nur Testergebnisse und Herstellerangaben unterscheiden, sondern auch die Werte bei verschiedenen Publikationen. Zudem nennen Hersteller selten einen Wert für die Signalverzögerungszeit und wenn diese Werte tatsächlich genannt werden, ist in der Regel nicht erkennbar wie diese Messungen durchgeführt wurden.

PRAD verfolgt nach dem jüngsten Update der Testmethoden derzeit zwei verschiedene Ansätze. Zum einen setzen wir das nur etwas mehr als 100 Euro teure Messgerät von Leo Bodnar ein. Hierbei handelt es sich um ein vollintegriertes Messgerät mit Signalgenerator und Sensor, bei dem der Wert schnell vom Bildschirm abgelesen werden kann. Da die LAG-Zeit von der Messposition auf dem Bildschirm abhängig ist, können Sie alle drei Werte (oben, Mitte, unten) im Diagramm entnehmen. Als Richtwert für die Latenz sollte der mittlere Wert herangezogen werden.

Benq Sw320 Monitor Latenz Benq
Alternative Messung des Lags am HDMI-Eingang 1080p@60Hz

Für den Anwender sind diese Werte aber mitunter nicht aussagekräftig, da sich in Kombination mit Grafikkarten, Treibern, dem Chromasubsampling sowie der verwendeten Auflösung und Framerate unterschiedliche Lag-Zeiten zu Gunsten oder zu Ungunsten des Monitors ergeben können. Zudem können die Messungen mit dem Leo Bodnar LAG Tester nur am HDMI-Eingang bei 1080p@60Hz durchgeführt werden.

Die von uns angewendete Methode verfolgt daher einen anderen Ansatz. Dort messen wir die Verzögerung zwischen Bild und Ton (Audio-Ausgang der Soundkarte im Vergleich zum Signal des Lichtsensors am Monitor). Dies geschieht in der Regel am DisplayPort unter Einstellung der nativen Auflösung und bei höchster Bildfrequenz in der Bildschirmmitte.

Die real erlebte Bildverzögerung ist deshalb von oben erwähnten Faktoren (und weiteren wie DirectX) abhängig und sollte im Wertebereich zwischen Leo Bodnar und der PRAD-Messmethode liegen.

Backlight

Die Hintergrundbeleuchtung des BenQ SW320 leuchtet kontinuierlich. Der Vergleich im Diagramm zeigt: Sowohl bei voller als auch bei reduzierter Einstellung der Helligkeit wird der Lichtstrom nicht unterbrochen, wie das bei PWM-Backlights der Fall wäre. Damit ist auch bei reduzierten Helligkeiten ein ermüdungsfreies Arbeiten möglich.

Benq Sw320 Monitor Backlight
LED-Backlight mit kontinuierlicher Helligkeitsregelung

Subjektive Beurteilung

Das Reaktionsverhalten des BenQ SW320 sollte Gelegenheitsspieler in den meisten Fällen zufriedenstellen und reicht auf jeden Fall für die Bildverarbeitung (schnelles Zoomen in Photoshop etc.) voll und ganz aus.

Da der BenQ SW320 klar auf Fotografen abzielt, haben wir uns im Praxistest vor allem darauf konzentriert. Auch wenn der BenQ SW320 mit seinen ca. 1.400 EUR angesichts des 32-Zoll-4K-Displays zu einem Spontankauf animiert, bewegt man sich doch bereits in der Preisregion eines EIZO CG2730 (ca. 1.650 EUR) bzw. CS2730 (ca. 1.000 EUR). Beide spielen nicht nur hinsichtlich der Hardware-Kalibrierung in einer anderen Liga, bieten aber nur eine 27-Zoll-Diagonale. Daher erscheint uns dieses Merkmal des BenQ SW320 auch am spannendsten.

Auf alle Vor- und Nachteile von Display-Größe, 4K-Auflösung etc. ausführlich einzugehen, würde aber den Rahmen dieses Testes sprengen. Daher hier nur in Kürze: Die 4K-Auflösung passt ausgezeichnet zu einem 32-Zoll-Display. Unter Windows 10 sind zwar auch nach dem Creators Update noch nicht alle Unzulänglichkeiten der Display-Skalierung verschwunden, aber es sollte für jeden möglich sein, eine individuell passende Einstellung für den Abgleich von Schrift- und Icon-Größe vs. Platzangebot zu finden. In Lightroom gibt es eigene Einstellungen zur Anpassung der Schriftgröße. Auch hier nicht stufenlos, aber tauglich.

Dass der BenQ SW320 insbesondere mit der Lichtschutzblende ein kleines Monster auf dem Schreibtisch ist und entsprechend Platz benötigt, sollte klar sein. Schreibtische haben in der Regel eine Tiefe von 80 cm. Das Standbein des BenQ SW320 ist gut konstruiert, um den Platz optimal auszunutzen und das Display nicht zu nahe vor der Nase zu haben. Dennoch ist das Arbeiten schon erst mal gewöhnungsbedürftig. Vieles, was man vorher alleine durch Augenbewegungen im Blick hatte, führt jetzt eher zu kompletten Kopfbewegungen. Es entstehen deutlich flachere Blickwinkel, und auch die Wege der Maus werden länger.

Das riesige Platzangebot des BenQ SW320 ist daher nicht immer nur ein Vorteil und hat vor allem dann Sinn, wenn man mit mehreren Fenstern gleichzeitig arbeitet oder in einer Anwendung eine hohe Informationsdichte benötigt. Beim Arbeiten mit nur einer Anwendung bzw. mit nur einem Fenster (z. B. Browser) wirkt der Inhalt manchmal etwas verloren auf der großen Fläche.

Die Bibliotheksansicht in Lightroom bietet auf dem BenQ SW320 eine gigantische Übersicht, die vor allem Event-Fotografen bei der schnellen Bildauswahl begeistern wird. Skaliert man die Miniaturansicht dagegen auf maximale Größe, ist eine Schärfebeurteilung schon in der Bibliotheksansicht sehr gut möglich. Wer sich allerdings beim Arbeiten eher nach vorne beugt und zum Lesen auch gerne mal den Kopf auf dem Schreibtisch abstützt, kann sich von der Display-Fläche auch ein wenig erschlagen fühlen. Durch die jetzt recht flachen Blickwinkel zu den Bildrändern fällt auch bereits in Excel-Tabellen etc. auf, dass sich das Bild zu den Rändern hin abzudunkeln scheint und eine leicht rötliche Einfärbung bekommt. Es sieht aus wie ein Homogenitätsproblem, ist aber tatsächlich durch den entstehenden Blickwinkel bedingt. Positiv formuliert, animiert der BenQ SW320 zu einer aufrechten Arbeitshaltung.

Am besten gefallen hat uns der BenQ SW320 in zwei Anwendungsszenarien. Bei der (Porträt-) Retusche in Photoshop sieht man in der 100%-Ansicht (trotz der kleineren Pixel) die Auswirkung der Bearbeitung ausreichend genau, hat aber gleichzeitig noch einen enorm großen Anteil des Gesamtbildes sichtbar. Dadurch ist der Überblick, wo noch etwas zu tun ist, fantastisch, und man spart sich häufiges Raus- und Reinzoomen.

Bei der Präsentation der Ergebnisse wird man im Kundenkontakt natürlich schon alleine wegen der Größe des Gerätes ordentlich Eindruck schinden. Der BenQ SW320 eignet sich aber vor allem für Fotografen, die häufig in ansprechenden Größen drucken. Denn eine Echtgröße-Anzeige bis fast zu 60 x 40 cm bekommt man bei einem 27-Zoll-Gerät oder kleiner nicht hin. Unabhängig vom Druck begeistert der BenQ SW320 generell bei der abschließenden Bildbeurteilung bzw. Präsentation aus etwas größerem Abstand. Wer meint, bei einem kleineren Display müsse man nur näher herangehen, um denselben Bildeindruck zu bekommen, der sollte es einmal selbst ausprobieren. Durch die Relation aus größerem Abstand und gleichzeitig größerer Bildfläche bekommt man den Eindruck, live in der dargestellten Szene dabei zu sein.

Der BenQ SW320 bietet mit HDR (HDR10) noch eine nicht zu unterschätzende Zusatzfunktion. Dazu muss optimalerweise auch HDR-Quellmaterial z. B. in Form von entsprechenden HDR-Filmen verwendet werden. Wir haben sie mit normalen Fotos (Landschaftsbilder mit hohem Dynamik-Umfang) in der HDR-Emulation ausprobiert. Das führt tatsächlich zu einem echten Wow-Effekt, weil derartige Szenen dann sehr nahe an unserem Empfinden in der Realität sind. Das „normale“ Bild am kalibrierten Monitor daneben schaut dann im direkten Vergleich flau und langweilig aus. Schade nur, dass wir die Bilder so nicht so ohne weiteres zum Kunden transportieren können – außer sie kaufen auch alle den BenQ SW320.

Sound

Eingebaute Lautsprecher besitzt der BenQ SW320 nicht. Tonsignale verarbeitet das Gerät am HDMI- wie auch an den DP-Eingängen. Die Wiedergabe ist am Kopfhörerausgang möglich, an den natürlich auch externe Lautsprecher angeschlossen werden können.

Manuel Findeis

... beschäftigt sich beruflich wie privat seit über 20 Jahren intensiv mit den Themen und Entwicklungen in der IT-Branche. Als freiberuflicher Autor, Testredakteur und Fotograf, kennt er die Anforderungen an ein gutes Display. Für PRAD ist er seit 2013 tätig.

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