Fake Auflösung
Zum Thema Auflösung hatten wir den BenQ TK800 ja schon beim Betriebsgeräusch als Mogelpackung entlarvt. Das als 4K-Projektor beworbene Gerät verwendet tatsächlich ein Single-DLP-Chip-Design mit einer nativen Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln. Diese werden dreimal „geshiftet“, um die gewünschten 8,3 Megapixel der echten 4K-Auflösung zu erzeugen.
Dabei hat der BenQ TK800 das Mogeln eigentlich gar nicht nötig. Im Vergleich zu einem Standard-Full-HD-Projektor wirkt die Darstellung auf jeden Fall deutlich schärfer und detailreicher – zumindest, wenn man auch entsprechend hochauflösenden Content verwendet. Beim Anschauen von Standard-Blu-rays ist der Mehrwert durch 4K aber eher minimal.
Wir haben uns hier vor allem entsprechender 4K-Serien auf Netflix zum Testen bedient. Die Darstellung des BenQ TK800 konnte uns speziell in hellen Szenen durchaus begeistern. Das gilt nicht nur für die Auflösung/Schärfe, sondern auch für die Farbbrillanz. Das kann natürlich auch daran liegen, dass der Datengehalt in einem 4K-Stream generell höherwertiger ist, als bei einem Full-HD-Stream.
Problematisch ist beim BenQ TK800, dass das Gerät einen im Wohnzimmer leider vor eine unangenehme Wahl stellt: entweder 4K-Enhancement und lautes Brummgeräusch oder Full HD und relativ leise. Aus unserer Sicht ergibt Letzteres wenig Sinn, da nicht nur die Auflösung, sondern auch die Farbdarstellung leidet. Der obige Vergleich zwischen 4K-Content und Standard-Blu-ray bezog sich auf einen Vergleich zwischen BenQ TK800 und einem (sehr guten) Standard-Full-HD-Projektor. Beim ersterem ist die Darstellung mit 4K-Enhancement – unabhängig vom Content – im Vergleich zum Aktivieren der Silent-Funktion immer erheblich besser.
Die hohe Helligkeit des BenQ TK800 ist also im Heimkino bei Tageslichtszenen eindrucksvoll. Doch wie sieht es mit der Tageslichttauglichkeit aus? Hier sollte man nicht zu viel erwarten. Vor allem wenn man plant, das Bild einfach an eine weiße Wand zu strahlen. Während der BenQ TK800 im abgedunkelten Raum durch seine hohe Helligkeit auch ordentlich Kontrast herausholt, ist es beim Einschalten der Wohnzimmerbeleuchtung schnell vorbei. Erst recht am Tage, selbst wenn man direkten Lichteinfall auf die Projektionsfläche vermeiden kann. Dazu braucht man eine Spezialleinwand, die dafür am Abend andere Nachteile hat.
In einer Sportkneipe, wo zudem das Geld für eine fachgerechte Installation mit passender Leinwand vorhanden ist, wird sich der BenQ TK800 mit seiner hohen Lichtleistung sicher auch in Umgebungen mit Restlicht wohlfühlen.
Beworben wird der BenQ TK800 schließlich vornehmlich für den Genuss von großformatigen Sportereignissen. Verwirrenderweise bietet das Gerät dazu nicht nur einen Sport-, sondern auch einen speziellen Football-Modus an. Ersterer ist aber eher für Indoor-Sportarten gedacht und betont lebhafte Rotnuancen, während der Football-Mode den europäischen Fußball meint und sich stärker auf die Grüntöne konzentriert.
Weit wichtiger dürfte hier aber die 120-Hz-Darstellung sein. In unserem Test hat das in jedem Anwendungsszenario für eine sehr flüssige und ruckelfreie Wiedergabe gesorgt. Schließlich hat man es in jedem Fall mit einem ganzzahligen Multiplikator zu tun (120 Hz = 2 x 60 Hz = 5 x 24 Hz). Der BenQ TK800 ist damit auch für Gamer sehr interessant.
Bei der DLP-Technik muss man allerdings immer mit dem Nachteil des sogenannten Regenbogen-Effektes leben. Er entsteht, wenn Farben nicht gleichzeitig, sondern durch Projektion der Einzelfarben rasch nacheinander dargestellt werden. Bei Single-Chip-Projektoren wie dem BenQ TK800 wird er deutlich stärker sichtbar als bei 3-Chip-Geräten.
Sound
Nicht selbstverständlich für einen Projektor ist die Integration von Lautsprechern. Beim BenQ TK800 ist ein 5 Watt starker Mono-Lautsprecher verbaut, der dank CinemaMaster Audio+ 2 mit allen möglichen Equalizer-Algorithmen aufgepeppt wird.
Tatsächlich ist der Sound des BenQ TK800 sogar erstaunlich gut und liegt etwas auf dem Niveau gängiger Flat-TVs. Wem eine ordentliche Klangkulisse wichtig ist, der wird das große Bild aber immer zumindest mit einer einfachen Surround-Anlage komplettieren.
Bewertung
Lieferumfang: | |
Anschlüsse/Konnektivität: | |
Optik, Mechanik und Verarbeitung: | |
Aufstellungsflexibilität: | |
Betriebsgeräusch: | |
Stromverbrauch/Folgekosten (Lampenwechsel): | |
Bedienung/OSD: | |
Bildqualität (gesamt): | |
Farbdarstellung: | |
Bildschärfe: | |
Helligkeit/Schwarzwert und Kontrast: | |
Helligkeitsverteilung: | |
Skalierung/Interpolation: | |
Eignung für Präsentationen: | |
Eignung für Unterhaltung: | |
Eignung für Heimkino: | |
Eignung für Sport und Gaming: | |
Preis-Leistungs-Verhältnis: | |
Preis (incl. MwSt. in Euro): | Kein Preis vorhanden |
Gesamtwertung: |
4 (GUT) |
Fazit
Der BenQ TK800 wird als Spezialist für Sportereignisse beworben und kann darüber hinaus auch im Heimkino überzeugen. Der Cinema-Modus bietet ab Werk eine natürliche Farbwiedergabe nahe der HDTV-Norm. Begeistern kann das Gerät aber vor allem in hellen Szenen – der Schwarzwert ist nicht seine Stärke.
Echtes 4K hin oder her: Auch mit seinem durch Pixel-Shifting aufgepeppten nativen Full-HD-Panel liefert der BenQ TK800 in puncto Schärfe und Detailreichtum einen echten und deutlich sichtbaren Mehrwehrt – allerdings nur, wenn auch der Content in 4K zugespielt wird. Leider hat man dann aber die Qual der Wahl: lautes Betriebsgeräusch oder Abschalten des 4K-Enhancements.
Beim Thema HDR sollte man beim BenQ TK800 die Erwartungshaltung eher in Grenzen halten. Die 120-Hz-Wiedergabe sorgt dagegen nicht nur bei Sportereignissen und Spielen für eine sehr flüssige Wiedergabe.
Die Bedienung ist generell gelungen, auch wenn BenQ bei Handbuch und OSD nach wie vor so manches Verbesserungspotenzial hinsichtlich Kundenorientierung und Nutzerfreundlichkeit offenhält. Dank der Fernbedienung mit beleuchteten Tasten findet man sich auch im Dunkeln problemlos zurecht – in dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit.
Dank des kompakten und eleganten Designs wird man vermutlich auch die Dame des Hauses leicht von der dringenden Notwendigkeit der Anschaffung vor der Fußball-WM überzeugen können. Die braucht allerdings aufgrund der etwas langatmigen Bereitschaftszeiten des Gerätes zum Anschauen der Lieblingsserie etwas Geduld.
Der BenQ TK800 war zum Zeitpunkt der Testerstellung bereits für 1.299 EUR inkl. Versandkosten erhältlich. Das ist auf jeden Fall ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Pro und Contra
- Kraftvolle Lichtleistung auch für Tageslicht, große Leinwände und 3D-Betrieb
- Deutlich schärferes Bild durch Pixel-Shifting
- Sehr gutes Objektiv
- 120-Hz-Wiedergabe für flüssige Darstellung
- Cinema-Modus für natürliche Farbwiedergabe nahe der Videonorm ab Werk
- Gute Bedienbarkeit und Top-Fernbedienung
- Umfangreiche Farbmanagement-Einstellungen
- Kompaktes und elegantes Design
- Lautes Betriebsgeräusch bei Verwendung des Pixel-Shiftings
- Mäßige Aufstellungsflexibilität
- Langatmige Bereitschaftszeiten
- Strahlt Restlicht nach vorn außerhalb der Projektionsfläche ab
- Mäßiger Schwarzwert
- Ggfls. DLP-bedingter Regenbogen-Effekt
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