Kalibration
Die Kalibration eines TVs unterscheidet sich grundlegend vom Konzept eines auf ICC-Profilen basierenden Workflows. Ein Farbrechner, der in farbmanagementfähiger Software die notwendigen Transformationen vornimmt, fehlt. Der Bildschirm muss also die geforderte Charakteristik möglichst exakt erfüllen, um eine korrekte Darstellung zu präsentieren.
Die getesteten TVs unterscheiden sich enorm in ihren Möglichkeiten zur benutzerseitigen Kalibration. Wir erläutern zunächst kurz die entscheidenden Funktionen des vorliegenden Gerätes und zeigen, wie stark die Korrekturen für eine neutrale Darstellung mit den gewählten Parametern ausfallen müssen. Im nächsten Schritt führen wir eine Kalibration mit den Bordmitteln des Gerätes durch und bereiten das Ergebnis auf. Aber auch wenn die Ergebnisse dieses Feintunings erfreulich ausfallen: Ein guter TV muss bereits aus einem seiner Bildmodi heraus eine hinreichend exakte Reproduktion der von uns gewünschten Inhalte (ITU-R BT.709) ermöglichen (siehe Abschnitt „Farbmetrische Tests“). Nur wenige Anwender setzen eine Messsonde ein. Erschwerend kommt hinzu, dass gängige Software für die TV-Kalibration diverse Fallstricke bergen, die teils nur schwer zu erkennen sind und immer noch diverse „Mythen und Legenden“ in Bezug auf die idealen Parameter kursieren.
Bei Einsatz eines Colorimeters ist zu beachten, dass diese Geräte, sofern ihre Filtercharakteristik nicht sehr exakt dem CIE-Normbetrachter entspricht, zwangsläufig nur auf ein Spektrum (teilweise können auch zwei Korrekturen gehalten werden) trainiert sind. Ein Spektralfotometer, wie das von uns verwendete EyeOne Pro, unterliegt diesen Beschränkungen nicht. Hier kann allerdings die Abtastgenauigkeit bei schmalbandigen Spektren begrenzend wirken.
Mit dem X-Rite DTP94 als Colorimeter, und dem EyePro als Referenz, überprüfen wir, wie stark die Abweichungen für das vorliegende Testgerät ohne weitere Korrekturen ausfallen. Anschließend haben wir die individuelle Korrekturmatrix für das X-Rite DTP94 ermittelt. Als Referenz diente wieder das EyeOne Pro. Eingebunden in das jeweilige Kalibrationsprogramm (sofern möglich), sind damit i.d.R. deutlich exaktere Messungen möglich.
Der LG 37LE5300 erlaubt ein umfangreiches Farbmanagement. Es stehen zwei Methoden, „2-Punkt“ und „10-Punkt IRE“, zur Optimierung von Weißpunkt und der Grauachse zur Verfügung. Die 10-Punkt IRE Methode ermöglicht die Optimierung der Grauachse an 10 fixen Stützstellen. Die 2-Punkt Methode entspricht einem Satz von RGB-Gain und RGB-Offset-Reglern. Ein nettes Feature: ein im OSD integrierter Rechner gibt bei Vorgabe der gewünschten Leuchtdichte die zum Erreichen der ausgewählten Gradation (Einstellungen: Gamma 1.9, 2.2, 2.4) nötige Helligkeit an der jeweiligen Stützstelle an.
Einstellungen in Bezug auf den Farbraum sind unter dem Menüpunkt „Farbmanagement“ in Form einer 6-Achsen-Farbkontrolle implementiert. Sättigung und Farbton können für Primär- und Sekundärfarben unabhängig voneinander verändert werden. Die Helligkeitskomponente ergibt sich implizit, ein lineares Verhalten vorausgesetzt.
Hinweis zur Kalibration: Die Primärfarben sind in ITU-R BT.709 relativ zu D65 definiert. Als kleinen Service haben wir die Werte (Normfarbwertanteile) chromatisch für einen Weißpunkt von D50 und 5800K adaptiert. Gerade der Weißpunkt von 5800K liegt in einem Bereich, der für viele Benutzer sinnvoll ist.
ITU-R BT.709 | D65 | D50 (Bradford) | 5800K (Bradford) |
Weiß | x: 0.313, y: 0.329 | x: 0.346, y: 0.358 | x: 0.326, y: 0.342 |
Rot | x: 0.640, y: 0.330 | x: 0.648, y: 0.330 | x: 0.644, y: 0.330 |
Grün | x: 0.300, y: 0.600 | x: 0.321, y: 0.598 | x: 0.308, y: 0.600 |
Blau | x: 0.150, y: 0.060 | x: 0.156, y: 0.066 | x: 0.152, y: 0.062 |
Für die folgende Kalibration haben wir zuerst den Weißpunkt auf die Vorgaben hin eingestellt und mit iColor die Korrekturkurve ermittelt. Sie zeigt noch einmal plastisch, wie gut oder schlecht die Neutralität des Bildschirms ist (sie trifft allerdings keine Aussagen über notwendige Korrekturen von Primär- oder Sekundärfarben).
Vergleich des Zustandes nach der Kalibrierung mit ITU-R BT.709
Kalibriert | Ziel | Erreicht |
Weißpunkt / CCT Kelvin | D65 (6502) | 6544 |
Weißpunkt XYZ (normalisiert) | 95.04 100.00 108.88 | 95.32 100.00 110.01 |
DeltaE zum Zielweißpunkt | – | 0,84 |
DeltaE zur Blackbodykurve* | – (0,08) | 0,66 |
Helligkeit / cd/m² | 140 | 141,9 |
Schwarzpunkt / cd/m² | Nativ | 0,17 |
Kontrast / x:1 | Nativ | 834 |
Gradation / Durchschnitt | Gamma 2.2 | 2,19 |
* CCT-Bezug
Mit Hilfe der umfangreichen Farbeinstellungen des LG 37LE5300 war es uns möglich die Vorgaben sehr exakt zu erreichen. Durch die Kalibrierung haben wir die ohnehin gute Neutralität der Grauachse noch einmal verbessern können. Die Gradation liegt nun konstant bei einem Gamma von 2.2 und die Abweichungen in den Farbwerten konnten ebenfalls verringert werden. Eine weitere Reduzierung ist schon aufgrund teils leichter Unterabdeckungen nicht möglich.
Folgende Farbeinstellungen haben wir am LG 37LE5300 vorgenommen (die komplette Tabelle der Einstellungen ist am Ende des Kapitels „Film- und TV-Betrieb“ zu finden):
Farbskala: | Breit |
Farbtemperatur: | Warm |
Methode: | 2-Punkt |
Rot Kontrast: | 4 |
Grün Kontrast: | 3 |
Blau Kontrast: | -24 |
Methode: | 10-Punkt IRE |
Leuchtdichte: | 140 |
Rot/Grün/Blau | |
100 IRE: | 0 / 0 / 0 * |
90 IRE: | 1 / 4 / -3 |
80 IRE: | 8 / 11 / -6 |
70 IRE: | 6 / 7 / -5 |
60 IRE: | 3 / 3 / -6 |
50 IRE: | 2 / 1 / -7 |
40 IRE: | 0 / 0 / -5 |
30 IRE: | -6 / -1 / -9 |
20 IRE: | -8 / -6 / -11 |
10 IRE: | -7 / -3 / -8 |
Farbmanagement | |
Farbe Rot: | 5 |
Rot Farbton: | 11 |
Farbe Grün: | 0 |
Grün Farbton: | 0 |
Farbe Blau: | 0 |
Blau Farbton: | 2 |
Farbe Gelb: | -7 |
Gelb Farbton: | 0 |
Farbe Cyan: | 4 |
Cyan Farbton: | 0 |
Farbe Magenta: | 0 |
Magenta Farbton: | -2 |
* Die Einstellungen aus der 2-Punkt Methode bleiben gespeichert
Korrekturmatrix für das X-Rite DTP94
Wir haben im Folgenden die Korrekturmatrix für das verwendete X-Rite DTP94 und den LG 37LE5300 ermittelt.