Profilgenauigkeit
Im kalibrierten Zustand überprüfen wir zunächst die Profilgenauigkeit. Geringe Abweichungen lassen, sofern das Messgerät exakt arbeitet, darauf schließen, dass die Monitorcharakteristik korrekt erfasst wurde und stabil bleibt. Das CMM (ColorManagementModule) farbmanagementfähiger Software kann damit möglichst (die Grenze setzt spätestens der Monitorfarbraum) ideal in Monitor-RGB transformieren. Steigen die Abweichungen zu einem späteren Zeitpunkt spürbar an, ist es Zeit für eine neue Kalibrierung und anschließende Profilierung.
Von den während der Kalibrierung durchgeführten Änderungen an Bildschirmeinstellungen und Grafikkarten-LUT, die zu einer neutralen Grauachse, gewünschter Gradation und Weißpunkt führen sollen, profitiert man auch in ungemanagten Umgebungen.
Wir beschränken uns nachfolgend auf das Monitorprofil, das im Rahmen der Kalibrierung auf die sRGB-Empfehlungen bzgl. Weißpunkt und Gradation erstellt wurde. Nach Kalibrierung und Profilierung wurde aus der verwendeten Software heraus ein Profiltest durchgeführt, der den Ist-Zustand des Monitors mit den Transformationen vergleicht, die sich aus dem Monitorprofil ergeben.
Die Referenzwerte ergeben sich entsprechend aus dem Monitorprofil:
Profilgenauigkeit | Profilwert | Erreicht |
Weißpunkt / Kelvin | 6492,8 | 6499,7 |
Helligkeit / cd/m² | 139 | 135 |
Schwarzpunkt / cd/m² | – | 0,12 |
Kontrast / x:1 | – | 1126 |
Gamma / Durchschnitt | sRGB (~2,2) | 2,16 |
Nach 24 Stunden gibt es keinerlei Abweichungen von der Kalibration. Das Gerät ist über eine längere Zeit farbstabil und muss nicht jeden Tag neu kalibriert werden.
UGRA-Test
Zum Abschluss der Farbtests wird der S2433WH noch den UGRA-Test durchlaufen. Hierfür wird das Gerät nach den festgesetzten Vorgaben auf 5800 Kelvin, Gamma 1,8 und 140 cd/m² kalibriert. Da der Monitor über verschiedene Gamma-Modi verfügt und diese bei 1,8 ideal zu den Vorgaben passen, wurde diese Einstellung natürlich auch für den Test verwendet.
Der Test verwendet bereits den neuen Medienkeil V 3.0 nach ISO 12647. Seit Ende Mai 2008 gelten bei der UGRA verschärfte Kriterien, die in der noch nicht verabschiedeten ISO Norm 12647 aufgeführt sind. Insbesondere bei der Graubalance wurden die Kriterien stark verändert, so dass eine Vielzahl von Monitoren, die die Zertifizierung nach V 2.0 noch erhielten, jetzt leider leer ausgehen.
Damit ist die Vergleichbarkeit zu alten UGRA Protokollen nicht mehr gegeben. Ob der Test nach V 2.0 oder 3.0 ausgeführt wurde, ist anhand des Ergebnisses schnell zu erkennen. Version 2.0 liefert unter Softproofing 4, die Version 3.0 liefert 7 Ergebnisse.
Im Rahmen der Kalibration hat sich gezeigt, dass die Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen sind. Inzwischen haben weitere Untersuchungen ergeben, dass gewöhnliche Kolorimeter wie das i1 Display2 oder DTP94 nicht mehr in der Lage sind die sehr großen Farbräume der modernen Wide-Gamut-Monitore vollständig zu erfassen. Zukünftige Tests werden für Geräte mit derartig großen Farbräumen daher mittels Spektralphotometern durchgeführt, was nachträglich für dieses Gerät leider nicht mehr möglich war.
Das Wichtigste, also eine gute Bildwiedergabe, beherrscht der Monitor von EIZO spielend. Auch farbkritische Anwendungen können problemlos verwendet werden, wobei das richtige Equipment zur Vermessung des Monitors vorhanden sein muss. An diesem Gerät zeichnet sich der bereits länger zu beobachtende Trend ab, der den ambitionierten Hobbygrafiker in Zukunft vor ein größeres Problem stellen könnte. Während bisher günstige Kolorimeter bereits ein stattlicher Posten auf der Einkaufsliste waren, reichen diese Geräte bei Monitoren mit sehr großen Farbräumen immer seltener aus, damit eine perfekte Kalibration durchgeführt werden kann. Spektralphotometer, wie das i1 Pro sind der nächste Schritt, die allein genommen bereits teurer sind als manch ein Monitor.
Der Monitor an sich beherrscht die Farbwiedergabe sehr gut, alle Grauwerte werden problemlos und neutral wiedergegeben, Banding ist bei diesem Gerät nicht auszumachen und das homogene Bild sorgt eindeutig dafür, dass es nichts zu bemängeln gibt.
Reaktionsverhalten
Mit Reaktionszeiten von 6 ms für Grau-zu-Grau-Wechseln ist die Reaktionszeit durchaus typisch für VA-Panels und wird auch nicht durch die Angabe von 11 ms für die Rise-Time bzw. 5 ms für die Fall-time bei schwarz/weiß-Wechseln negativ beeinflusst. Nur im direkten Vergleich zu schnellen TN-Panels muss man sich hier geschlagen geben.
Niedrige Reaktionszeiten werden häufig durch agressive Overdriveverfahren erkauft, die negative Auswirkungen wie Ghosting und Corona-Effekte mit sich bringen und somit nicht nur zu einer Verbesserung der Darstellung führen.
EIZO verwendet hier offenbar ein leicht übersteuerndes Overdriveverfahren, welches durch den Benutzer nicht deaktiviert werden kann. Aber selbst auf den synthetischen Testbildern ist der Effekt nur leicht ausgeprägt. Das sich bewegende Fünfeck zeigt lediglich eine minimale Aufhellung links neben den schwarzen Linien.
Deutlicher sichtbar wird es bei Übergängen von Schwarz zu Grau oder auch von Farben zu Grau. Die folgenden beiden Testbilder bewegter Objekte verdeutlichen den Effekt. Das scrollende Rechteck zieht eine hellgraue Corona hinter sich her, die blauen und roten rechtecke begnügen sich mit gelben und cyan-farbenen Schattenbildern.
Wie von EIZO beworben, wird also ein Overdriveverfahren eingesetzt. Abgesehen von den synthetischen Testergebnissen konnten jedoch keine störenden Coronaeffekte ausgemacht werden, was die hier gezeigten Beispiele wieder relativiert.