Test ASUS ZenBeam Latte L1: Ultra-portabler LED-Projektor

Stylischer Mini-Projektor der kaum größer als ein Latte-Macchiato-Glas ist, erweitert die Projektoren-Palette von ASUS in der Portable-Line

Einleitung

Der Name ist Programm: Der ASUS ZenBeam Latte L1 ist kaum größer als ein Latte-Macchiato-Glas und ergänzt die Projektoren-Palette von ASUS in der Portable-Line. Mit dem ASUS ZenBeam S2 hatten wir bereits letztes Jahr einen sehr interessanten Vertreter dieser Gattung im Test.

Auch beim ASUS ZenBeam Latte L1 handelt es sich um einen ultraportablen LED-Projektor, der dank eines integrierten 6000-mAh-Akkus sogar ganz ohne Stromnetz betrieben werden kann. Das soll für drei Stunden Videoprojektion oder bis zu zwölf Stunden Audio-Playback reichen. Der besondere Clou des L1 ist nämlich seine Fähigkeit, auch als Bluetooth-Lautsprecher zu fungieren. Dazu hat das Gerät zwei Stereo-Lautsprecher mit je 5 Watt integriert, die für „Sound by Harman Kardon“ sorgen.

Tatsächlich erinnert auch das längliche Design des L1 eher an einen Bluetooth-Lautsprecher als an einen Projektor. Das Gerät hat an der dicksten Stelle einen Durchmesser von 9 cm und ist 13 cm hoch. Mit 585 g ist der L1 zwar etwas schwerer als der S2, dafür sind die Lautsprecher deutlich kräftiger.

Erheblich schwächer fällt dafür die Lichtleistung aus, die ASUS mit 300 LED-Lumen angibt. Ansonsten sind die technischen Daten recht ähnlich. Die native Auflösung liegt bei 720p und das Kontrastverhältnis bei 400:1.

Die Lebensdauer der wartungsfreien Lichtquelle gibt ASUS mit 30 000 Betriebsstunden an. Zum Zeitpunkt der Testerstellung war das Gerät im Onlinehandel bereits für 443 Euro erhältlich. Detaillierte Informationen zu den Ausstattungsmerkmalen und den Spezifikationen finden Sie im Datenblatt des ASUS ZenBeam Latte L1.

Lieferumfang

Die Verpackung ist beim ASUS ZenBeam Latte L1 zwar nicht ganz so raffiniert wie beim ZenBeam S2, über den Lieferumfang kann man sich aber wahrlich nicht beklagen. Der Projektor ist im Karton bereits in einer praktischen Tasche aus Neopren-artigem Material untergebracht. Wer möchte, kann daran auch noch die beiliegende Handschlaufe befestigen.

Lieferumfang des ASUS ZenBeam Latte L1 Beamers
Lieferumfang

Die Kabel, das winzige Netzteil und die Fernbedienung sind in einem separaten Karton verstaut. Sogar ein hochwertiges HDMI-Kabel, das sich auch auf die Übertragung von Ethernet versteht, gehört zum Lieferumfang. Die Tasche ist ordentlich gepolstert und bietet einen guten Schutz bei Transport und Aufbewahrung. Netzteil und Kabel finden darin aber keinen Platz.

HDMI-Kabel mit Ethernet-Fähigkeit
HDMI-Kabel mit Ethernet-Fähigkeit

Auf ein gedrucktes Handbuch kann man heutzutage gern verzichten, eine PDF-Version haben wir auf den Support-Seiten von ASUS allerdings schon vermisst.

Optik und Gestaltung

Mit einem Durchmesser von 9 cm ist der Vergleich mit einem Latte-Macchiato-Glas natürlich in der Realität doch nicht so ganz zutreffend. Passender wäre der Spitzname „Kleiner Bierkrug“, der natürlich keine Zustimmung beim Marketing findet.

Mit seiner runden und nach oben gezogenen Formgebung erinnert der ASUS ZenBeam Latte L1 tatsächlich eher an einen kleinen Lautsprecher als an einen Projektor. Er wiegt zwar nur knapp 600 g, aufgrund des sehr kompakten Gehäuses (90 x 90 x 130 mm) fühlt er sich in der Hand dennoch nicht wie ein Luftikus, sondern recht robust und wertig an.

ASUS ZenBeam Latte L1 Ansicht diagonal
Ansicht diagonal

Außen ist der Winzling mit einem strukturierten Stoff umspannt und laut ASUS dadurch der weltweit Erste seiner Art. Mit dem Zusatz „der in jede Wohnkultur passt“ kann man das natürlich beliebig dehnen. Textilien verwenden mittlerweile so einige Projektoren. Im Test hatten wir da zum Beispiel den LG HU85LS.

ASUS ZenBeam Latte L1 Ansicht vorne
Ansicht vorn
ASUS ZenBeam Latte L1 Ansicht hinten
Ansicht hinten

Das Objektiv an der Vorderseite ist leicht nach innen versetzt und ferner hinter einem Schutzglas untergebracht. Auf der Rückseite sieht man die Anschlüsse und einen relativ großen Infrarotsensor, der leider in der Praxis trotzdem nicht sonderlich sensibel ist.

ASUS ZenBeam Latte L1 Ansicht rechte Seite
Ansicht rechte Seite
ASUS ZenBeam Latte L1 Ansicht linke Seite
Ansicht linke Seite

Die Abdeckung auf der rechten Seite dient der Entlüftung. Auf der linken Seite finden wir das Einstellrad für die Fokussierung. Alle Bedienelemente sind gut erreichbar auf der Oberseite positioniert. Auf der Unterseite kann ein Mini-Standbein ausgeklappt werden. Ferner ist ein Standard-Stativgewinde vorhanden. Damit lässt sich das Gerät jederzeit flexibel auf ein Fotostativ montieren.

ASUS ZenBeam Latte L1 Ansicht oben
Ansicht oben
ASUS ZenBeam Latte L1 Ansicht unten
Ansicht unten

Anschlüsse

Die Möglichkeit, kabelgebundene Anschlussbuchsen unterzubringen, ist beim ASUS ZenBeam Latte L1 naturgegeben begrenzt. Für Eingangssignale ist ein HDMI-Eingang vorhanden. Der USB-Port (Typ A) dient nur als Power-Output (5 V/1A). Audio-Signale können über die integrierten Lautsprecher oder über den Kopfhörerausgang wiedergegeben werden.

Schnurlos versteht sich der ASUS ZenBeam Latte L1 auf Bluetooth und WLAN. Damit kann er zum einen als Bluetooth-Lautsprecher verwendet werden, zum anderen können Bildschirminhalte unkompliziert von geeigneten iOS- oder Android-Geräten übertragen werden. Darauf gehen wir später in den Kapiteln zum OSD und Sound noch einmal genauer ein.

Anschlüsse des ASUS ZenBeam Latte L1 Beamers
Anschlüsse

Aufstellung

Die Flexibilität bei der Aufstellung ist durchaus ein wichtiges Kaufkriterium, da der Projektor sich in der Regel möglichst einfach in ein bestehendes Wohnzimmer integrieren lassen soll.

Zur Beurteilung stellen wir das Gerät an einem vorgegebenen Ort auf und prüfen, wie gut sich Bildgröße und Bildposition in Verbindung mit einer optimalen Fokussierung anpassen lassen. Gefragt sind hier also die optischen Möglichkeiten des Objektivs (Zoom, Lens-Shift, Fokussierung ohne Änderung von Bildgröße und -position).

Ausklappbares Standbein vorne
Ausklappbares Standbein vorne

Für die Tischaufstellung hat der ASUS ZenBeam Latte L1 vorn ein ausklappbares Mini-Standbein integriert. Der damit erzielbare Neigungswinkel ist kaum der Rede wert. Falls man den Neigungswinkel mit Hilfsmitteln wie einem Buch weiter erhöhen möchte, ist es dennoch sehr hilfreich, da man so vorn eine gerade Abschlusskante erhält.

Soweit irgendwie möglich, empfehlen wir ferner, generell auf eine Neigung des Gerätes nach oben zu verzichten. Die dadurch entstehenden schiefen Linien an den Seiten können zwar über die Keystone-Korrektur wieder ausgeglichen werden, das hat aber immer Qualitätseinbußen zur Folge. Die elektronische Trapezkorrektur ist beim L1 auch nur in der Vertikalen verfügbar (± 40 Grad), nicht aber in der Horizontalen. Auf Wunsch erkennt der L1 den gewählten Neigungswinkel und nimmt den Ausgleich sogar automatisch vor.

Einen Autofokus wie beim ZenBeam S2 hat ASUS dem ZenBeam Latte L1 leider nicht spendiert. Das Scharfstellen des Bildes erfolgt manuell über das Einstellrad auf der linken Seite. Das lässt sich zwar sehr leicht verstellen, aber bereits geringste Drehungen haben eine große Auswirkung, sodass das Scharfstellen etwas Geduld erfordert. Erfreulicherweise hat das Scharfstellen aber praktisch keinerlei Auswirkungen auf die Bildgröße.

Rändelrad zur manuellen Fokussierung
Rändelrad zur manuellen Fokussierung

Optische Helfer wie einen Zoom oder einen optischen Lens-Shift sucht man in dieser Preis- und Geräteklasse wenig überraschend vergeblich. Die Bildposition und die Bildgröße werden ausschließlich über die Positionierung des Projektors bestimmt. Da der ASUS ZenBeam Latte L1 angenehm kompakt und leicht ist, gelingt das aber auch so recht gut. Im Prinzip ist das Modell primär dafür gemacht, einfach auf einem niedrigen Beistelltisch aufgestellt zu werden und dann eine freie Fläche an der Wand zu bestrahlen.

Einen erwähnenswerten generellen Versatz nach oben bietet der L1 allerdings nicht. Das bedeutet, dass die Unterkante des Bildes unabhängig von der Bildgröße sehr niedrig liegt – sofern man das Gerät aus Qualitätsgründen nicht nach oben neigen möchte. In dieser Höhe eine freie Fläche zu finden, ist gar nicht so einfach, da dort meist Möbel etc. im Weg sind. Will man beim Filmschauen auf der Couch liegen, ist ein Beistelltisch noch zu hoch, da der Projektor sonst das Bild verdeckt.

Bildgröße

Laut ASUS kann man den Projektionsabstand für eine Projektion im nativen 16:9-Format zwischen 0,8 und 3,2 m variieren und erhält damit Diagonalen von 30 bis zu 120 Zoll. Bei der maximalen Bildgröße sind Herstellerangaben meist etwas übertrieben. Angesichts der bereits laut Hersteller mageren Lichtleistung des ASUS ZenBeam Latte L1 von nur 300 Lumen halten wir eine 120-Zoll-Diagonale selbst unter Optimalbedingungen für wenig realistisch.

Objektiv: leicht nach innen versetzt und durch hinter einem Schutzglas untergebracht
Objektiv: Leicht nach innen versetzt und hinter einem Schutzglas untergebracht

Ein sinnvolles Maximum sehen wir eher bei 65 Zoll. Schon allein wegen des nur rückseitig angebrachten Infrarotsensors wird der L1 in jedem Fall immer relativ nahe vor dem Zuschauer aufgestellt werden müssen. Andernfalls funktioniert die Fernbedienung nicht.

Wie wir erst am Ende des Tests festgestellt haben, ist auch die Angabe des Mindestabstandes schlicht falsch. Bei letzterem handelt es sich um den Abstand, in dem das Gerät gerade noch scharfstellen kann. Tatsächlich kann man beim ASUS ZenBeam Latte L1 aber schon fast beliebig nahe an eine Wand herangehen und muss immer noch scharfstellen.

Damit verschweigt ASUS einen ganz wesentlichen Aspekt des Gerätes. Da es im Rahmen von noch sinnvollen Bildgrößen praktisch keinen Mindestabstand gibt, kann man den Winzling auf Reisen auch prima als tragbaren Monitor mitnehmen. Überall, wo man im Hotelzimmer eine glatte, weiße Fläche findet, kann man ihn so etwa auf Geschäftsreisen zum Arbeiten verwenden. Allzu viel Restlicht darf dabei trotzdem nicht im Raum sein, sonst leidet der Kontrast zu stark.

Manuel Findeis

... beschäftigt sich beruflich wie privat seit über 20 Jahren intensiv mit den Themen und Entwicklungen in der IT-Branche. Als freiberuflicher Autor, Testredakteur und Fotograf, kennt er die Anforderungen an ein gutes Display. Für PRAD ist er seit 2013 tätig.

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1 Gedanke zu „Test ASUS ZenBeam Latte L1: Ultra-portabler LED-Projektor“

  1. Gerne mehr günstige LED/Laser Beamertests. Ihr braucht ein Schallpegelmessgerät, oder eine Test-Tonaufnahme aus 1m Abstand zum anhören Ist z.B. der ASUS H1 oder der Test BenQ X1300i leiser?
    Dankeschön

    Antworten

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