Die testweise durchgeführte Softwarekalibrierung und anschließende Profilierung basierte auf folgenden Parametern. Die Anführungszeichen sollten deutlich machen, dass es im Rahmen der Kalibrierung keinesfalls zu einer zielgerichteten Farbraumemulation kommt, sondern lediglich die in Klammern aufgeführten Vorgaben sichergestellt werden:
„sRGB“ (Helligkeit: 140 cd/m², Gamma: sRGB, Weißpunkt: D65)
Brightness: 55, Gamma: 2.2 (eine Auswahl von „sRGB“ ist per OSD nicht möglich), Rot: 50, Grün: 50, Blau: 49
„AdobeRGB“ (Helligkeit: 140 cd/m², Gamma: 2.2, Weißpunkt: D65)
Brightness: 55, Gamma: 2.2, Rot: 50, Grün: 50, Blau: 49
„ECI-RGB 2.0“ (Helligkeit: 140 cd/m², Gamma: L*, Weißpunkt: D50)
Brightness: 64, Gamma: 2.2 (eine Auswahl von „L*“ ist per OSD nicht möglich), Rot: 50, Grün: 44, Blau: 29
Das Verhalten in farbmanagementfähiger Software
Um einen ersten Eindruck von den tatsächlichen Abweichungen in farbmanagementfähiger Software zu geben, haben wir in Adobe Photoshop entsprechende Testpattern erzeugt, mit dem jeweiligen Profil des Arbeitsfarbraumes (sRGB, AdobeRGB, ECI-RGB) versehen und ausgemessen. Als CMM kam Adobe (ACE) zum Einsatz.
Mit der Beschränkung auf Primär- und Sekundärfarben können wir natürlich kein wirklich detailliertes Bild zeichnen. So müssen beispielsweise Unterabdeckungen überhaupt nicht ins Gewicht fallen, wenn entsprechende Tonwerte, die außerhalb des Monitorfarbraums liegen, nicht im betrachteten Bild vorhanden sind. Aufgrund des relativ farbmetrischen Rendering-Intents bleiben durch das CMM verursachte Farbraumkompressionen aus.
Vergleich des kalibrierten Profils mit dem sRGB Standard
Kalibriert | Ziel | Erreicht |
Weißpunkt / Kelvin | D65 (6504) | 6561 |
Weißpunkt XYZ (normalisiert) | 0,95 / 1 / 1,08 | 0,95 / 1 / 1,10 |
Helligkeit / cd/m² | 140 | 141 |
Schwarzpunkt / cd/m² | 0,00 | 0,16 |
Kontrast / x:1 | Nativ | 880 |
Gamma / Durchschnitt | sRGB (~2,2) | sRGB (~2,2) |
sRGB wird vom LG W2420R vollständig abgedeckt und die Bildschirmcharakteristik wurde im Rahmen der Profilierung korrekt erfasst. Entsprechend niedrig sind die Abweichungen nach Transformation durch das CMM.
Vergleich des kalibrierten Profils mit dem AdobeRGB Standard
Kalibriert | Ziel | Erreicht |
Weißpunkt / Kelvin | D65 (6504) | 6548 |
Weißpunkt XYZ (normalisiert) | 0,95 / 1 / 1,08 | 0,95 / 1 / 1,09 |
Helligkeit / cd/m² | 140 | 140 |
Schwarzpunkt / cd/m² | 0,00 | 0,16 |
Kontrast / x:1 | Nativ | 874 |
Gamma / Durchschnitt | 2,20 | 2,20 |
Da AdobeRGB ebenfalls komplett eingeschlossen wird, können wir die für sRGB getroffene Aussage nur wiederholen. Ein Arbeiten ist in AdobeRGB ohne Abstriche möglich.
Vergleich des kalibrierten Profils mit dem ECI RGB 2.0 Standard
Kalibriert | Ziel | Erreicht |
Weißpunkt / Kelvin | D50 (5003) | 5027 |
Weißpunkt XYZ (normalisiert) | 0,95 / 1 / 0,82 | 0,96 / 1 / 0,83 |
Helligkeit / cd/m² | 140 | 140 |
Schwarzpunkt / cd/m² | 0,00 | 0,16 |
Kontrast / x:1 | Nativ | 874 |
Gamma / Durchschnitt | L* | L* |
ECI-RGB wird vom LG W2420R nicht vollständig abgedeckt. Entsprechend kann die Transformation für Primär- und Sekundärfarben nicht zu absolut idealen Ergebnissen führen.
Hardwarekalibrierung mit LG Kalibrationskit
Das Kalibrationskit besteht aus der Software True Color Finder und einem Spyder3 von Datacolor. Es ist fix mit dem LG W2420R gebundelt, d.h. man muss es nicht separat erwerben.
Die Software ist, wie auch HPs Advaned Profiling Software für den LP2480zx, auf das Wesentliche reduziert, ohne dem Benutzer zu große Kompromisse abzuverlangen.
Im Rahmen der „normalen“ Hardwarekalibrierung werden Weißpunkt, Gradation, Helligkeit und, falls gewünscht, ein minimaler Schwarzpunkt festgelegt. Der Weißpunkt kann auch in Form von Normfarbwertanteilen definiert werden. sRGB oder L* stehen als Gamma leider nicht zur Auswahl. Es sind nur Zahlwerte möglich. Nach der Kalibration wird der Bildschirm vermessen und ein entsprechendes Profil erzeugt. Zwar sichert auch die Hardwarekalibration keine farbechte Darstellung in ungemanagter Umgebung, aber die im Rahmen der Kalibrierung getroffenen Änderungen in der Monitor-LUT bleiben in jedem Fall persistent, so dass man beispielsweise auch in Spielen von der noch neutraleren Darstellung profitiert.
Zusätzlich bietet der True Color Finder über einen separaten Menüpunkt eine Farbraumemulation an. Ähnlich wie bei den Eizo CG in Color Navigator, kann der Benutzer ein ICC-Profil als Referenz vorgeben. Weißpunkt, Gradation und Primärfarben werden entsprechend der im Profil festgehaltenen Informationen vorgegeben, können aber auch vom Benutzer verändert werden.
Die Software unterstützt neben dem Spyder3 von Datacolor auch dessen Vorgängerversion (die aber schon vom Hersteller gar nicht für Bildschirme mit erweitertem Farbraum vorgesehen ist) und die EyeOne-Gerätereihe von X-Rite. Besonders interessant ist für den LG W2420R dabei das EyeOne Pro als Spektralfotometer.
Tatsächlich waren die Ergebnisse mit dem Spyder3 verheerend schlecht. Die Bildschirmcharakteristik wurde nicht annähernd korrekt erfasst. Als Beispiel stellen wir das Ergebnis einer Profivalidierung als PDF Datei zur Verfügung, die, nach der Hardwarekalibrierung (Zielweißpunkt: D65, Gamma: 2,2) und anschließender Profilierung mit dem Spyder3, per EyeOne Pro erstellt wurde. Die krassen Abweichungen sind gut erkennbar. Farbechtes Arbeiten ist so in keinem Fall möglich.
Grundsätzlich ist die Problematik nicht neu. Der Einsatz eines Colorimeters ist bereits bei Bildschirmen mit WCG-CCFL Hintergrundbeleuchtung in vielen Fällen nicht mehr zu empfehlen, auch wenn einige Hersteller eine entsprechende Freigabe erteilen. Das noch schmalere Spektrum der RGB-LED Hintergrundbeleuchtung verschärft die Situation weiter. Auf der sicheren Seite ist man mit einem Spektralfotometer, auch wenn die im gehobenen Consumer-Bereich wohl einzig bezahlbare Lösung, in Form des EyeOne Pro von X-Rite, mit einem Sample-Intervall von 10nm unter der Empfehlung der fogra (<= 5nm) für das Ausmessen von Bildschirmen liegt. Aus unserer Erfahrung können wir diesbezüglich aber Entwarnung geben.